altemaelze

Broken

Walter Trout

Ein unglaublich gutes und abwechslungsreiches Album

Wie steinig sein Weg im letzten halben Jahrhundert auch gewesen sein mag, die Hoffnung hat ihn nie verlassen. Die Eckdaten von Trouts unglaublicher Geschichte sind bekannt: die traumatische Kindheit in Ocean City, New Jersey; der kühne Umzug an die Westküste im Jahr ’74; die vielversprechenden, aber chaotischen Sideman-Shifts mit John Lee Hooker und Big Mama Thornton; die Drogensucht, die ihn nicht stoppen konnte, der Einstieg bei Canned Heat in den frühen 80ern und zuletzt der 2014 diagnostizierte Leberschaden, der ihm fast das Leben gekostet hat. Ich durfte ihn auf der letzten Tour sehen, er erzählte davon, dass er alles neu lernen musste. Sein Sohn hat ihm die Gitarre in die Hand gedrückt, als er von seiner Couch nicht mehr hoch kam – kraftlos und angeschlagen wie er war. Er musste wirklich alles, inkl. das Gitarre spielen, neu lernen. Aber Walter Trout hat sich in das Leben zurück gekämpft und wenn man ihn heute auf der Bühne spielen hört, glaubt man kaum, dass er es wieder zurückgeschafft hat. Er hat immer versucht, positive Songs zu schreiben – auf „Broken“ wird es teils etwas dunkler, aber nie ohne die benannte Hoffnung. Den Opener „Broken“ mit der großartigen Beth Hart von der er dachte, dass sie sich gut mit dem Song identifizieren kann, beschreibt er so „bei diesem Song habe ich auf die Welt geblickt – vor allem auf das, was in den Vereinigten Staaten vor sich geht – aber ich habe auch darüber nachgedacht, wie ich mich von den Dingen, die mir passiert sind, erholt habe. Ich hatte die erste Strophe – „Pieces of me seem to break away/I lose a little more every day“, im Refrain singen beide „I don’t wanna be broken anymore“. Ein großartiges Solo ist enthalten, das er locker auf dem ersten Track eingespielt hat. Fantastischer Song! Eine weitere Reihe von Stargästen liefert Treibstoff für zwei der rockigsten Stücke des Albums,“’I’ve Had Enough“ mit Dee Snider (der ihn verehrt und für den er den Song geschrieben hat) und „Bleed“ – die erste Singleauskopplung mit einem Mundharmonikaspieler mit dem Namen Will Wilde aus England. Sein Schlagzeuger hat ihn dazu inspiriert, einen Boogie zu spielen – mein Anspieltipp auf „Broken“. „Turned and walked away“ und das etwas ruhigere „Courage in the dark“ sind Beleg für sein außergewöhnliches Talent Songs zu schreiben, er ist authentisch, spielt wie ein Gott Gitarre und auch seine Stimme – die Art, wie er seine Geschichten erzählt, ist meisterhaft. „Love of my life“  ein wunderschönes Instrumental ist sicher seiner Frau Mary gewidmet, die ihm auch bei den Texten geholfen hat. „Breath“ ist ruhiger, gefolgt von dem etwas heavier gestalteten „Heaven or Hell“. „I wanna stay“ ist ein Liebeslied mit unglaublich viel Herzblut gesungen und gespielt, ohne kitschig zu klingen. Abgerundet wird „Broken“ mit dem Song „Falls Apart“, der stilistisch etwas anders klingt, kein klassischer Blues, epische Gitarren und eine toller Beat. Zweifelsohne gehört Walter Trout zu den bekanntesten und talentiertesten Blues-Musikern unserer Zeit. Für „Broken“ hat er meiner Meinung nach einen Grammy verdient. Ein unglaublich gutes und abwechslungsreiches Album, das ich mir auf jeden Fall kaufen werde. Well done! (Mascot) FuD ******

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