powerconcerts
turmtheater

Teichmann & Söhne & Gäste

Kritik zum Konzert am 8. Dezember im Ostentor-Kino

Drei Teichmänner: Vater und Söhne gestalten in Regensburg eine grandiose Session mit guten Bekannten

Uli Teichmann, vor Kurzem 80 geworden, war ein Pionier des Jazz, seine Söhne Andy und Hannes sind Aushängeschilder elektronischer Musik, international unterwegs. Und alle Drei stellten jetzt ihr höchst hörenswertes Album „Flow“ vor. Der Bandname Teichmann & Söhne, klingt er nicht so, als handle sich um ein traditionsreiches Familienunternehmen? Um ein örtlich verankertes Handwerksimperium, das mit dem Logo auf der firmeneigenen Kleintransporterflotte unterwegs ist, um verstopfte Abflüsse frei zu spülen, Kurzschlüsse zu beseitigen oder Dachstühle zu zimmern? Kenner wissen: Die beiden Junior-Chefs, die Söhne Andi und Hannes, sie haben, nachdem sie als Berufsanfänger mit den Bands Totalschaden und Beige GT Pionierarbeit in Sachen Punk und Rock geleistet haben, ihren Unternehmenssitz längst verlagert – und zwar nach Berlin. Dort sind sie in Sachen elektronischer Musik eines der Aushängeschilder. Als DJ-Team legen die Gebrüder Teichmann im Berghain und im Suicide Circus auf. Und sie sind auch, als Interpreten eigener Clubmusik, weltweit im Auftrag des Goetheinstituts unterwegs. Uli Teichmann ist der Patron. Gerade ist er 80 geworden. Er hat in Zeiten, als es noch einfacher war, einen Jazzclub zu gründen als einen Job als Physiker zu bekommen, in Kneiting einen solchen Hotspot unterhalten. Dort hat er sich schon als künstlerischer Mentor erwiesen, als Andis Beine noch zu kurz waren, um an die Bass Drum ranzukommen, und als Hannes, der Jüngere, im Takt des Jazz auf dem Boden herumgekrabbelt ist. So also hat sich Vater Uli, der ins Kriegs-München hineingeboren wurde, als lebenslanger Lehrer in Sachen Freiheit erwiesen – gemeinsam mit der mittlerweile verstorbenen Mutter Lu, der vierten im Teichmann-Bunde. Uli Teichmann war nach klassischen Anfängen mit Geige und Flöte bald beim Jazz gelandet. Jazz war damals, als seine Freunde erste Elvis-Singles ihr Eigen nannten, für die Eltern so kontrovers wie das heute nicht einmal mehr Death Metal sein kann.

All das bedeutet also: Wenn Teichmann & Söhne noch einmal zu einem generationsübergreifenden Unternehmen fusionieren – wie am Wochenende im restlos ausverkauften Regensburger Ostentor-Kino geschehen –, dann verschmelzen sie Handgemachtes und Maschinengeneriertes, Genres und Historien für eine – im wahrsten Wortsinn – gute Stunde zum Trio. Die Drei präsentieren im Kinosaal ihr extrem hörenswertes Album „Flow“. Im zweiten Set vereinen sie ihre Klangwelten mit jenen Musikern, die sich einst „Negerländer“ nannten (und damit keineswegs rassistisch beleidigen wollten, sondern allenfalls darauf verwiesen, welchen Außenseiterstatus frei interpretierter Jazz genoss) zur finalen Schnittmenge. Altväterliche Avantgardismen, lose Enden und fremde Klänge werden hier zusammengehalten vom eisernen Ring, den die beiden Buben mit ihren elektronischen Kastln und den Kabelstopseln beisteuern. Was, wie der Bayer sagt, am Ende „ein Gsicht“ hat! Und obendrein auch eine eigene Geschichte. Mit den Bläsern Heinz Grobmeier und Bertl Wenzl stehen nämlich Brüder im Geiste auf der Bühne, die Freude haben am Experiment. Und wenn Drummer Roland H.H. Bisswurm plötzlich aufspringt und aus Morgenstern’schem Erinnerungsschlamm heraus ein Gedicht über Donauhechte und Teichkarpfen improvisiert, ist das am Ende, drüben in der Kinokneipe, das Thema des Abends! (Peter Geiger)

Fotokredit (Peter Geiger )