altemaelze

Don’t touch the light

Bonfire

Das Album für den November 2023 in der Reihe „from the vaults“

Mitunter hat man das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben. 1986 war doch gerade erst gestern, oder? Und haben die Hits von damals nicht immer noch die gleiche Magie? Man kramt seine Lieblingsscheiben hervor und muss feststellen: Was in der Erinnerung frisch und lebendig klingt, hat in der Zwischenzeit ein wenig Patina angesetzt. So oder ähnlich erging es Bonfire-Gitarrist Hans Ziller, als er sich an die ersten großen Erfolge seiner Band erinnerte. Bonfire gehören in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu den erfolgreichsten deutschen Hardrock-Formationen. Eine besondere Rolle in der Bonfire-Karriere spielen immer noch ihre drei ersten Veröffentlichungen ‚Don ́t Touch The Light‘, ‚Fireworks‘ und ‚Point Blank‘, zwischen 1986 und 1989 veröffentlicht, die eine gesamte Ära geprägt haben. Als Gründungsmitglied und Hauptkomponist manifestierte sich deshalb in Zillers Kopf die kühne Idee: Wie würden die Songs dieser mittlerweile betagten Scheiben eigentlich klingen, wenn man sie unter zeitgemäßen Studiobedingungen noch einmal neu aufnehmen würde? Besonders spannend war seine Überlegung auch deshalb, da die aktuelle Bandbesetzung, nach seiner Ansicht, zu den stärksten ihrer gesamten Laufbahn zählt. Ziller: „Das Ziel lautete: Wir nehmen die Songs so auf, als ob Bonfire in den Achtzigern eine Metal-Band gewesen wäre.“ Ein weiterer Grund war, dass Ziller an diesen Alben keine Rechte mehr hatte, bei einer Neueinspielung aber schon. Und so wurde aus dieser Idee tatsächlich Realität: Bonfire haben mit ihrem neuen Line-Up alle drei Scheiben komplett neu eingespielt. Und due Neuauflage des 86er Debut „Don’t touch the light“ ist unser Album für den November in der Reihe „From the vaults“. Hier die Kritik von HJH:

Ursprünglich in Ingolstadt im Jahr 1972 als Cacumen gegründet und 1986 in Bonfire umbenannt, sind Hans Ziller und Bonfire seit gut vier Jahrzehnten erfolgreich. Jetzt haben Ziller’s Bonfire kürzlich ihre ersten drei Alben in der aktuellen Besetzung neu eingespielt. Ob es sowas braucht ist immer die Frage. Generell kann man sagen, dass sich das mir vorab vorliegende Album „Don’t touch the Light“ (Debüt von 1986) recht frisch anhört. Die Produktion ist knackig, der Härtegrad wurde angezogen, was eventuell auch mit dem neuen Sänger Dyan Mair zusammenhängt. Er hat eine amtliche Röhre, welche mich doch stark an einen jungen Graham Bonnet erinnert. Er kann aber nicht nur Shouten, sondern hat auch genug Schmelz in der Stimme, um einer Ballade wie „You make me Feel“ bzw. dem balladesken Titelsong gerecht zu werden. Nur bei „Longing for you“ überzieht er es etwas. Die Gitarren braten ordentlich und Frank Pane schüttelt sich einige lässige Soli aus dem Ärmel. Was mir dagegen nicht zusagt ist der Drumsound, der mich in seiner Art an viele leidige Frontiers Record-CDs erinnert und mehr an Drum Computer als an einen Drummer aus Fleisch und Blut denken lässt. Fazit: Kann man hören. Ob man es braucht muss jeder selber für sich entscheiden. Der Fan kauft es als weitere Ergänzung der Discographie, der Rest hört lieber erst mal rein oder greift zum Original sofern noch erhältlich. Von meiner Warte aus dennoch fünf Sterne, auch wenn ich Bonus Tracks vermisse. Bin mal auf die beiden anderen Alben gespannt, die, wie das vorliegende Debut, Ende September alles zeitgleich in den Handel kommen werden. Am 11. November steht die Band im „Airport“ in Obertraubling auf der Bühne, da gibt’s dann diese neuen Versionen „live on stage“ zu hören. (AFM Records) HJH