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Fünf Fragen an … Jacqueline Floßmann, Frontlady von Doll Circus

Auf EAT THIS! präsentieren die fünf bayerischen Rock-Girls ihren „Spice’n’Roll“ auf zehn Songs.

Jacqueline Floßmann ist auch jeden Donnerstag auf Ghost Town Radio zu hören – mit ihrer wöchentlichen Show „Shake’s Ballroom“.

Knapp zwei Jahre nach dem initialen Schlachtruf schießt das wandelnde High-Voltage-Gewitter auf zehn Beinen nun sein erstes Werk in die unbarmherzige Umlaufbahn des Musikbiz. Auf EAT THIS! präsentieren die fünf bayerischen Rock-Girls ihren „Spice’n’Roll“ auf zehn Songs. Klar, dass wir da einige Fragen hatten an Jacqueline Floßmann, die Frontlady der Band und in Regensburg auch bestens als DJane bekannt.

Die Band besteht seit bald zwei Jahren – wie kam’s zur Gründung und warum seid ihr vom Vierer zum Quintett gewachsen?

Vor Doll Circus spielten unsere Bassistin Vero Pistolero, Drummerin Mini Vanilli und Gitarristin Terry Lee lose in einer recht unambitionierten Coverband, kurz nachdem sich jede erstmals an ihr Instrument gewagt hatte. Mini Vanilli war das relativ schnell zu langweilig und sie brachte den Vorschlag, doch endlich eigene Songs zu schreiben und zu spielen. Die damalige Sängerin der Coverband, Veros Schwester, lebte in Innsbruck und hatte keine Zeit für eine „richtige Band“, hatte mich aber als Sängerin vorgeschlagen, weil wir lange Mitbewohnerinnen in Regensburg waren und sie mich dort ab und zu in der Dusche singen hörte. So bin ich dann quasi wie die Jungfrau zum Kinde ans Mikrofon gelangt. Im Oktober 2019 haben wir dann erstmals zu viert in einem Proberaum gestanden und an einem eigenen Song gearbeitet. Daraus ist schließlich Doll Circus entstanden. Dass wir jetzt zu fünft sind, hat mehrere Gründe. Einmal ist unsere „Neue“ Katharella schon lange mit uns befreundet. Sie fand das, was wir da treiben, ziemlich cool und hat sich an der Gitarre total ins Zeug gehängt. Wir waren alle so beeindruckt von ihren schnellen Fortschritten und hatten zudem total Lust auf die vielen Möglichkeiten, die einem zwei Gitarristas eröffnen, dass wir ihr schließlich an ihrem Geburtstag 2020 einen Antrag machten. Weihnachten 2020 haben wir sie dann der Öffentlichkeit vorgestellt und sind total happy und stolz, dass Katharella bei uns dabei ist.

Ihr bezeichnet euren Sound als „Spice’n’Roll“ – was ist darunter zu verstehen?

Ich persönlich finde tausend Aneinanderreihungen verschiedener Genres immer etwas anstrengend, um den eigenen Sound zu beschreiben. Deswegen habe ich mir einen lustigen Neologismus zurecht gelegt, der im Endeffekt einfach nur aus einer Blödelei heraus entstand. Ich meinte damals zu den Mädels nach ein paar Bier: „Wir spielen Rock’n’Roll und sind eine Girlband wie die Spice Girls“ und schon war unser Genre kreiert. Und auch streng übersetzt als „würziger Rock’n’Roll“ passt der Begriff ganz gut zu uns und spiegelt all unsere verschiedenen Einflüsse gut wider.

Wie würdet ihr euer Debütalbum selbst beschreiben?

Die eigene Musik zu beschreiben ist ja immer ein bisschen schwierig, aber ich würde sagen, dass wir im Grunde genommen Hard Rock machen. Und zwar mit einer gewaltigen Prise Punk, Party und Power Pop untergemischt, ein Hauch Metal ist auch dabei. Wir sind fünf sehr verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Backgrounds und musikalischen Vorlieben, Doll Circus im Großen und Ganzen ist sozusagen meistens unser gemeinsamer Nenner. Was zudem vielleicht heraussticht ist unsere ganz persönliche – also in dem Fall weibliche – Sicht auf die Dinge, die es im Rock’n’Roll nicht allzu oft zu hören gibt. Ein bisschen Kokolores gehört bei uns auch oft dazu, das ist vor allem mir persönlich relativ wichtig, ich kann einfach nicht anders, ich muss dann und wann einfach blödeln. Wir sind ja schließlich im Zirkus und nicht im Amt.

In den Soziale Medien wurde kürzlich dein Bühnenoutfit kritisch kommentiert. Was sagst du dazu?

Ach, auf persönlicher Ebene trifft mich das überhaupt nicht. Ich könnte da jetzt sehr weit und gesamtgesellschaftlich ausholen, aber ich versuche, mich knapp zu fassen: Daran hat mich vor allem dieses Selbstverständnis gestört, mit dem auch 2021 immer noch ständig und überall (Frauen-)Körper kommentiert werden. Das kommt mir schon fast wie so ein unsichtbarer Zwang vor. Klar, wir tragen auffallende Bühnenoutfits, aber im Endeffekt wäre es total egal, was wir da oben anziehen: Ob XL-Pullis oder halbnackt, es findet sich immer jemand, dem man es nicht recht machen kann und als Frau wird man eh oft stärker nach der Optik bewertet als Männer. Solange ich mit meinem Bühnenoutfit niemanden persönlich angreife oder politisch inkorrekte Botschaften verbreite, verstehe ich solche Kommentare nicht. Wenn man mich auf einem Foto von hinten auf der Bühne sieht, muss man meiner Meinung nach nicht zwangsweise meinen Hinter kommentieren, ob der nun zu klein ist oder aussieht wie der von Steven Tyler. 😉 Aber so läuft das eben heutzutage und daran wird sich auch leider so schnell erst einmal nichts ändern, das haben viele Leute zu tief drin. Einerseits ist das ja okay, auf einer Bühne präsentiert man sich ja auch auf dem Silbertablett, Bewertungen sind da selbstverständlich. Es macht aber einen Unterschied, ob man sagt „der Anzug gefällt mir nicht“ oder „der Arsch gefällt mir nicht.“ Ob man sagt „sie trägt einen hautengen Anzug“ oder ob man sagt „ihr Arsch kommt in dem hautengen Anzug total gut, schlecht“ etc. Wenn man schon unbedingt kundtun muss, was einem nicht gefällt, dann wenigstens konstruktiv. Dass irgendwem mein Hintern nicht gefällt, ist aber eigentlich keinen Kommentar wert, finde ich. Mich trifft das alles nicht, aber wenn so etwas mal jemandem passiert, der es sich zu Herzen nimmt, dann kann das sehr verletzend sein und das braucht es doch eigentlich nicht. Aber wie sagen die jungen Leute so schön? Haters gonna hate. Und das ist mir dann am Ende des Tages ziemlich wurscht. 🙂

Wie sind die Zukunftspläne von Doll Circus?

Wie es sich für eine anständige Band gehört, müssen wir jetzt erst einmal live spielen, was das Zeug hält. Die Pandemie hat uns da ja – wie allen anderen auch – direkt nach Bandgründung einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht und das müssen wir langsam aufholen. Hoffentlich können wir nächstes Jahr mal ein bisschen außerhalb Bayerns spielen, vielleicht das ein oder andere Festival mitnehmen. Zwischendurch wollen wir noch ein paar Videos drehen und langsam anfangen, an neuen Songs zu arbeiten. Außerdem träume ich noch immer von einer Vinyl-Edition unseres Debütalbums. Vielleicht gibt es das dann ja zum einjährigen Jubiläum der Platte im September 2022.

Das war’s von den Mädels von Doll Circus. Unsere Kritik zum Album ist hier nachzulesen:

http://www.er-em-online.de/2021/09/19/review/audio/eat-this/