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Fred Wesley Generations-Trio

Kritik zum Konzert am 7. April im „Raven“ in Straubing

Diese Houseparty ist beseelt und cool zugleich: Fred Wesley begeisterte mit seinen beiden Begleitern das Publikum im ausverkauften „Raven“ in Straubing

Dass sie alles zusammenmixen werden – das hatte Fred Wesley schon im Vorfeld des Konzerts mit seinem „Generations“-Trio im Raven in Straubing versprochen. Und prompt betreten sein Organist Leonardo Corradi und sein Drummer Tony Match die Bühne, und hauen gleich mal zu Beginn eine Improvisation raus, die James Browns „Sex Machine“ mit „Feel like makin‘ Love“ der kürzlich verstorbenen Marlena Shaw verrührt. Als wollten sie sagen: Hey, Popgeschichte, Du bist wie ein Kuchenteig und wir vermengen unser Lieblingsmaterial zu einem musikalischen Gugelhupf der Extraklasse! Wenn dann auch noch Fred Wesley, dieser Großmeister an der Funk-Posaune, die Bühne betritt, und dem Soul noch den Jazz hinzufügt, dann fügen sich die Puzzleteile ineinander.

Die nächsten rund 90 Minuten covern sie sodann Wes Montgomery, Jimmy Smith, Horace Silver oder Eddie Harris – und zwar so funky, dass klar ist: All seine Inspiration bezog Fred Wesley, der langjährige Posaunist bei James Brown, der auch mit Ike & Tina Turner und George Clinton kooperierte, Zeit seines Lebens aus diesem Ursud des schwarzen Amerika. Bis er selbst mithalf, aus kurzformatigen Soulminiaturen jene auf Länge und Tiefe dimensionierten Strecken zu entwickeln, die nicht nur die Fachwelt seither Funk nennt und er so – fast 81 ist er mittlerweile – entscheidend mithalf, der Musikwelt ein neues Genre zu schenken. Bei aller Rauschhaftigkeit der Musik – am deutlichsten wird das zum Schluss, wenn das Trio zur „Houseparty“ lädt, fühlt man sich hier, im bis auf den letzten Platz besetzten Raven in Straubing, in dem das Publikum andächtig lauscht und mit außergewöhnlich viel Respekt seinen Applaus spendet, fast ein bisschen an die Atmosphäre eines Edward Hopper-Gemäldes erinnert: Der Kern dessen, was da so bunt und flirrend auf der Bühne geschieht, ist von Realismus und Melancholie getragen, und einem Fred Wesley, der um seine Größe weiß, der aber ganz und gar jede Superstar-Attitüde ablehnt. Der sehr stolz darauf ist, mit Ausnahmekönnern wie dem gerade 30-jährigen Organisten Leonardo Corradi (dem er immer wieder zuruft, wie brillant und magisch er sein Instrument beherrscht) und dem aus Frankreich stammenden Drummer Tony Match (der mit seinem gleichermaßen gewieften wie kraftvollen Spiel verdeutlicht, weshalb das Instrument in Italien „Batteria“ genannt wird) zusammenspielt. Indem Fred Wesley die Posaune zum Lebensthema gewählt hat (gemeinsam mit Maceo Parker und Pee Wee Ellis bildete er das Trio, das James Brown die Schärfe verlieht), hat er der Welt eine Variante des Jazz geschenkt, die extrem tanzbar ist – und gleichzeitig sehr sehr cool. (Peter Geiger)