altemaelze

Chuparosa

Daily Thompson

Von Dortmund nach Seattle

Die Dortmunder melden sich mit ihrem sechsten Album zurück, das vierte Album innerhalb von vier Jahren. Und dieses Album klingt in jeder Note nach Seattle und bringt das Gefühl für die Musik dieser Stadt und den verträumten Liebhaber-Blick in die 90er zurück. Grunge, Alternative, Stoner, ein wenig Fuzz ein wenig Psychedelic. DAILY THOMPSON sind Musiknerds und Sammler dieser Dekade, dementsprechend war es für sie eine Herzenangelegenheit, ihr neues Album genau dort aufzunehmen, wo die Wurzeln dieser Musik zu finden sind. Nachdem der Vorgänger “God Of Spinoza” schon von Tony Reed (Mos Generator, Stone Axe, Big Scenic Nowhere, u.a.) gemixt wurde, war es praktisch folgerichtig, nun auch in Seattle aufzunehmen. Die Umgebung von Port Orchard war sicherlich eine inspirierende Kulisse für diese Aufnahmesessions, die dem Album nicht nur die Schönheit des pazifischen Nordwestens überstülpte und den charakteristischen Sound der Band schärfte, sondern der Band auch den Geist der musikalischen Historie des Nord-Westens der USA einhauchte. Und Tony Reed war keineswegs nur Soundengineer. Er holte die Band im Bus ab, diskutierte mit ihnen über Musik, brachte seinen Freund Bob Balch von Fu Manchu als Gast ins Studio, um bei “I´m Free Tonight” den typischen Daily Thompson Sound mit einem Solo zu verfeinern. Oder es wurde kurzerhand eine gemeinsame Show im naheliegenden Club organisiert. Und dass nur sechs neue Tracks nötig waren, um auf Albumlänge zu kommen, sagt über die Songstrukturen einiges. Die Band lässt sich Zeit und baut ihre zweistimmigen Arrangements weiter aus, schwebt in Sound und Raum. Die Erfahrung von hunderten von Shows im In- und Ausland haben die Stärken der Band deutlich herausgearbeitet. Es scheint, als ob DAILY THOMPSON weiter wie Omuamua – der Himmelskörper, nach dem sie ihr 2020er Album nannten – unaufhaltsam durch ihr eigenes Musik-Universum gleiten. Das Trio hat seinen Sound gefunden und schwebt zwischen Alternative und Grunge, zwischen Stoner-Riffs und Spacerock Hymnen. Die Spielfreude und Sympathie, die diese Band ausstrahlt, klingen in jedem Ton mit. Trocken und stoisch zieht man seine Bahnen in Wüstensand. “I´m Free Tonight” ist nicht nur durch das Solo ein Song mit dem Fu. “Ghost Bird” lässt die selbstgebaute Cigarbox klingen und am Ende überrascht der Titeltrack mit neuen Perspektiven und Sounds und öffnet neue Dimensionen zum weiterfliegen. Cooles Album! (Noisolution) P.Ro

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