turmtheater

Ewa Partum. Lovis-Corinth-Preis 2024

Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg vom 17. Mai bis 8. September

Das KOG ist das erste Museum in Deutschland, das Partums Schaffen eine Einzelausstellung widmet.

Die polnische Konzept- und Performancekünstlerin Ewa Partum erhält den Lovis-Corinth-Preis 2024. Ihr künstlerischer Beitrag ist wegweisend sowohl für die Konzeptkunst als auch für die feministische Kunst. Trotz Zensur im sozialistischen Polen setzte sie sich mit ihren Performances und Aktionen seit den 1960er Jahren für die Stimme der Frau in der Öffentlichkeit ein. Ihr besonderes Anliegen war dabei die Gleichberechtigung weiblicher Künstlerinnen. In ihrem konzeptuellen Ansatz bezog sie Experimente mit Texten ein, sowie Film und Fotografie. Vor allem nach 1982, als sie nach Deutschland emigriert war, erweiterte sie ihren Wirkungskreis auf den gesamteuropäischen Raum. Das KOG ist das erste Museum in Deutschland, das Partums Schaffen eine Einzelausstellung widmet. „Ewa Partum. Lovis-Corinth-Preis 2024“ beginnt am 17. Mai und läuft bis zum 8. September.

Ewa Partum (*1945 Grodzisk Mazowiecki bei Warschau/Polen) ist eine bedeutende Wegbereiterin der Konzeptkunst und der feministischen Kunst, welche sie seit den 1960/70er Jahren sowohl in Polen, als auch europaweit prägt. Sie widmet sich Genderfragen und analysiert in diesem Sinne, wieviel Autonomie und Gleichberechtigung im öffentlichen Raum möglich ist. Während der Zeit des Kriegsrechts in Polen Ende 1981 bis Mitte 1983 gehörte sie zu denjenigen Künstlerinnen und Künstlern, die im Zeichen der Gewerkschaft Solidarność gegen Unterdrückung, Entlassungen und Inhaftierungen protestierten. Partums Arbeiten fielen großteils der Zensur des damaligen totalitären sozialistischen Regimes zum Opfer. Nach mehreren Anläufen emigrierte sie 1982 nach Berlin, wo sie seither lebt und arbeitet.

Anlässlich der Auszeichnung mit dem Lovis-Corinth-Preis 2024 ehrt das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Ewa Partum mit einer Ausstellung. Es ist die erste Einzelpräsentation der Künstlerin in einem deutschen Museum. Sie gibt einen Rückblick auf das vielfältige Schaffen der Künstlerin seit den 1960er Jahren bis heute. Zu sehen sind Exponate, die im Rahmen ihrer Performances im öffentlichen Raum in Polen und in Berlin entstanden sind und vielfach ihren nackten Körper zeigen: Fotografien, Filme und Installationen.

Ihr Studium absolvierte Partum zwischen 1963 und 1970 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Łódź und an der Akademie für Bildende Künste, Warschau. Ende der 1960er Jahre begann sie mit Sprache beziehungsweise Text zu experimentieren. Später untersuchte sie die Rolle und Struktur weiterer Medien, insbesondere des Films und der Fotografie. In ihren Installationen, Performances und Aktionen setzte sie vielfach ihren eigenen Körper ein. So notierte sie beispielsweise Laute als Abdrücke ihrer Lippen und ergänzte so schreibmaschinengetippte Buchstaben einzelner Wörter. Wegweisend war ihre Ausstellung „Selbstidentifikation“ von 1980. Sie stellte hier seriell konzipierte Fotomontagen aus, die sie als Akt in überraschenden Kontexten an verschiedenen öffentlichen Orten in Warschau zeigen – u. a. in einer Warteschlange, gegenüber einer Polizistin, zwischen Passanten, in einem Geschäft und unerlaubt auch vor dem polnischen Regierungsgebäude. Zum Teil dokumentieren die Fotografien aber auch tatsächlich realisierte Performances. Während der Vernissage trat sie nackt vor das Publikum und erläuterte, dass sie solange nackt in ihrer Kunst erscheinen wird, bis Künstlerinnen auf dem Kunstmarkt und in Museen die gleiche Wertschätzung erfahren wie ihre männlichen Kollegen. Ihr Körper ist dabei weder natürlich noch sexuell zu sehen, sondern als Kunstwerk. In der Foto-Installation „Ost-West-Schatten“ von 1984 kehrt sie ebenfalls als Akt wieder. Sie steht auf Highheels einen Meter von der Berliner Mauer entfernt und hält in der linken Hand den Buchstaben „O“ für Ost, in ihrer rechten Hand den Buchstaben „W“ für West. Ihr Schatten wandert während ihrer Performance wie der Zeiger einer Sonnenuhr von Ost nach West.

Die Jury, die Ewa Partum als Trägerin des Lovis Corinth-Preises 2024 gewählt hat, besteht aus folgenden Mitgliedern: Adam Budak, polnischer Kunsthistoriker, ehemals Kurator Nationalgalerie Prag und seit 2020 Direktor der Kestner Gesellschaft, Hannover; Hansjürgen Gartner, KünstlerGilde e.V.; Dr. Sebastian Schmidt, Sammlungsleiter für Grafik, Kunstforum Ostdeutsche Galerie; Univ. Prof. Mag. Eva Maria Stadler, österreichische Kunsthistorikerin, seit 2013/14 Kuratorin für zeitgenössische Kunst, Professorin für Kunst und Wissenstransfer, Vizerektorin für Ausstellungen und Wissenstransfer, Universität für angewandte Kunst in Wien; Dr. Agnes Tieze, Direktorin, Kunstforum Ostdeutsche Galerie.

Fotokredit: Kunstforum Ostdeutsche Galerie