turmtheater

Valuschka

Premiere am 3. Februar im Theater am Bismarckplatz

Tragikomödie mit Musik, eine groteske Oper  – Musik von Peter Eötvös, in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Diese Oper trifft den Nerv der Zeit. Sie spielt in einer Kleinstadt, irgendwo auf dem Land. Die Einwohner sind verarmt und jammern über die schlechten Zeiten, die unpünktlichen Züge, die miserable Lage. Ein abgehalfterter Wanderzirkus kommt auf Einladung der Bürgermeisterin in den Ort, aber statt Abwechslung zieht mit den Zirkusleuten erst Angst, dann Gewalt in der Stadt ein, und schließlich erfolgt die schleichende Übernahme durch einen gewaltbereiten Mob. Erst sind es Drei, die pöbeln und Angst verbreiten, und mit der wachsenden Zahl der Gewalttäter wächst auch das Chaos, bis die Stadt geplündert wird und ein Mord geschieht. Schließlich greift das Militär ein, doch statt Frieden folgt die Herrschaft eines autoritären Regimes.

Valuschka (Benedikt Eder), der Postbote, ist der Einzige, der die Ausbreitung des Bösen bemerkt, aber niemand will auf ihn hören. Am Ende wird er weggesperrt, wird mundtot gemacht und landet in einer Zwangsjacke im Irrenhaus. „Einen Schnee wird es nicht mehr geben“, sagte Valuschka, doch am Ende rieselt dieser Schnee leise auf die Szene und bedeckt den geplünderten Ort wie ein Leichentuch.

Kristopher Kempf schuf ein wandlungsfähiges Bühnenbild, zeigt die Kulisse einer alten Stadt und schafft daraus tiefe Innenräume. Für Regie und Kostüme ist Sebastian Ritschel verantwortlich, er führt die Zuschauer gekonnt in diese Kleinstadt im Dreißiger-Jahre-Interieur, die doch so aktuell gesehen werden kann. Ungewöhnliche Klangkörper und eine fragile Orchestrierung meistert GMD Stefan Veselka, in den Partien von Theodora Varga, Kirsten Labonte, Svitlana Slyvia, Roger Krebs, Jonas Atwood und dem beeindruckenden Benedikt Eder zeigt sich einmal mehr die beachtliche Qualität des Regensburger Ensembles.

Es ist sicher keine einfache Oper, und mancher, der eher klassisches Musiktheater bevorzugt, wird sich hier nicht wiederfinden. Aber es ist ein beachtliches Zeitstück, die Parallelen zu gesellschaftlichen Entwicklungen, national und international, sind gewollt und unübersehbar. Im Interview mit dem BR äußert sich Sebastian Ritschel zu seiner Regiearbeit: „Wir zeigen ein mögliches Beispiel, wie es ausgehen kann. Muss es so sein? Kann es auch anders sein? An welchem Punkt müsste die Gesellschaft oder auch der Einzelne agieren, eingreifen, vielleicht die Wende bringen?  … wir alle haben es in der Hand, unsere Demokratie zu verteidigen, unser gesellschaftliches Miteinander zu gestalten und Theater wird immer dafür da sein, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen.“ Das ist mit dieser Inszenierung mehr als gelungen. (arm)

Fotokredit: Theater Regensburg/Marie Liebig

Trailer: https://youtu.be/GBS1sxSeaaQ