altemaelze

Meßnerskreith s überall!

Gamsig

Das Album für den Februar aus unserer Sound Report-Reihe
Gamsig dableckt ziemlich perfekt!

Lang bevor es angesagt war, Rock mit bayerischen Texten zu präsentieren oder bekannte Klassiker ins bayerische zu übersetzten, gab’s eine Band in der regionalen Szene, die sich das zur Aufgabe gemacht hatte: Gamsig. Heimatverbundenheit, Lokalpatriotismus und Kampf der Ausbeutung bajuwarischen Kulturguts – das waren die drei Grundprinzipien der treu-bayerischen Volksmusik-Partisanen von Gamsig. Leider gibt’s die Band nicht mehr, deshalb wird für den Februar zum Start ins neue Jahr 2024 ihr einziges Studioalbum aus der Versenkung geholt und nochmal vorgestellt.

Die Band aus dem Regensburger Umland ist eine „big band“ mit acht Musikern: Hans Schafbauer (Gesang), Mich Bernbacher („Stromorgel“, Quetsche), Korbinian Bierbichler („Atomstromgitarre“), Manfred von Sackthaler (Bassgeige), Josef Rohrmoser (Pauken und Tschinellen), Xaver Hinterwimmer (Trompete, Mundharmonika), Alois Wurmdobler (Alt-Saxofon) und Fritz Dudlmoser (Tenor-Saxofon) – natürlich sind das alles ‚Künstlernamen“ von bekannten Musikern aus der Regensburger Szene – verstehen sich als musikalische Heimatpfleger, denn sie wussten um die Ursprünge von Funk & Soul. Funk und Soul sind urbayerisches Kulturgut! „Es war um 1959. Eine Intrige gesponnen von der amerikanischen Plattenindustrie setzt den Urbayerischen Funk- und Soulkapellen derart zu, dass dieser traditionelle Musikzweig völlig in Vergessenheit gerät. Selbst alteingesessene Alpenländer, wie z.B. Jakob Braun, werden durch Geld und Drogen verführt. Eben dieser Oberbayer tourt heute durch die Weit und scheut sich nicht, urbayerisches Liedgut ins Amerikanische zu übersetzen“, so Sackthaler. „Let me entertain you“, hot damals „Leck me blede Sau du“ ghoaßn und des – ja I mecht scho sogn – gesellschaftkritische Liadl „Feiern, Reiern, Bayern“ hot da Bob Marley a verhunzt, des hoaßt etz „Iron, Lion, Zion“, erzürnt sich Anderl Hufnagel, der bei Gamsig die Trompete spielt. Gamsig stehen in ihren Idealen über diesem scheinheiligen Kommerz und wollen die vergessenen Lieder in ihrer ursprünglichen Originalität wieder zum Leben erwecken. Die überlieferten Texte zu den heute leider nur im Plagiat bekannten Liedern erzählen Geschichten aus der Zeit wo eine Zwiderwurzn wirklich no zwider, de neie Melkmaschin ein Dorfereignis und Fluchen auf Urbayrisch noch keine Sünde waren. Die Band präsentiert Welthits voller Groove und Melodie…aber nicht im Original nachgespielt, sondern mit bayerischen Texten aufgepeppt und so zu einigartigen Kunstwerken erhoben! Deshalb waren sie vor gut 20 Jahren im Studio Lunch Productions bei Andreas Neuberth, der elf Songs aufgenommen, gemischt und gemastered hat. Präsentiert wurde das Album dann im Herbst 2003 im Regensburger Kulturspeicher. Übrigens ein solcher Auftritt wurde im November im damaligen Regensburger Live-Club „Gloria“ mitgeschnitten und zeigt die Band voll im Saft. Einziges Manko sind die manchmal doch recht holprig geratenen Texte. Aber die Betonung liegt auf MANCHMAL! Meist haute das voll rein. Und das Live-Album ist natürlich auch vergriffen.

Ach ja – und die „echten“ Namen der Musiker von Gamsig sind: Andreas Neubauer (dr), Roman Baldauf (git), Michael Böhm (key), Dieter Schmidkonz (voc), Jürgen Spindler (b), Andreas Wagner (sax), Franz Mense (sax) und Mark Eisele (Trumpet). (NGP Records)i