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Fünf Fragen an ….  Fiddler’s Green

Interview mit Tobias Heindl, dem „grünen Geiger“

Die Band aus Erlangen veröffentlicht Ende Dezember mit „The Green Machine“ ein neues Studioalbum. Das erste Studioalbum von Fiddler’s Green seit vier Jahren. Wir fragten bei Tobias Heindl nach.

Gibt es etwas, was Iren und Franken gemeinsam haben? Eine ganze Menge! Da wäre wohl zu allererst eine ganz besondere Heimatverbundenheit und die Liebe zu seit vielen Generationen überlieferten Traditionen, mit der man sich sowohl auf der Grünen Insel, als auch im rot-weißen Frankenland seinem Brauchtum widmet. Hinzu kommt eine gewisse sympathische Eigenwilligkeit, die Dinge auf seine Weise in die Hand zu nehmen. Und nicht zuletzt eine fast todesverachtende Geselligkeit, mit der Iren und Franken gleichermaßen unerschütterlich das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen feiern. Eigenschaften, die Fiddler`s Green seit mehr als drei Dekaden in ihrem mitreißenden High Power-Sound vereinen. Beeindruckende 25 Alben, vier DVDs, viele hunderttausend begeisterte, rund um den Globus verteilte Fans sowie über 214k monatliche Spotify-Hörer:innen verzeichnen Fiddler`s Green momentan auf der Haben-Seite, und jetzt kommt ein neues Album dazu.

  • Fiddler’s Green gibt’s jetzt seit 33 Jahren, die Band wurde 1990 gegründet. Du bist seit Sommer 2000 bei der Band. Wie kam’s dazu – als Oberpfälzer zu den Franken – und welche Bedeutung hat die Geige für die Band?

Ich hab damals mit meiner damaligen Band L‘Attic auf einem Newcomer-Festival in Regensburg gespielt und der dort arbeitende Techniker hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte bei Fiddler’s Green zu spielen. Die würden einen neuen Geiger suchen und er könnte den Kontakt herstellen. Ich hab dann ein paar Songs vorbereitet und wir haben uns im Proberaum getroffen um zu testen wie es sich zusammen anfühlt. Und es hat sich für alle gut angefühlt! Nach Rücksprache mit meiner damaligen Band, habe ich die Lager gewechselt und bin seitdem Geiger bei Fiddler’s Green. Und wie schon der Name sagt, ist die Fiddle kein unwesentlicher Bestandteil dieser Musik. Ich bin froh diesen Schritt in die Professionalität als Musiker gemacht zu haben und möchte keine Minute der vergangenen und zukünftigen Zeit vermissen. Mir ist bewusst, dass nicht viele Geiger in einer derart privilegierten Position sind und bin dankbar und auch ein wenig stolz das erreicht zu haben.

  • Das neue Album kommt nach vier Jahren – warum hat es so lange gedauert?

Da wir ein neues Album immer mit einer Tour verknüpfen wollen, weil wir und unsere Musik einfach dafür gemacht sind auf einer Bühne zu stehen und live zu sein, war es uns aus bekannten Gründen erstmal nicht möglich diesen Gedanken umzusetzen. Wir waren wie so viele aus der Branche erstmal dazu gezwungen uns etwas anderes zu überlegen. Wir haben zum ersten Mal in der Bandgeschichte ein durchaus erfolgreiches Crowdfunding gemacht und nicht zu vergessen in der konzertfreien Zeit ein Weihnachtsalbum aufgenommen und veröffentlicht. Nebenbei haben wir natürlich an den neuen Songs geschrieben und uns zusammen in‘s Tonstudio zurückgezogen. Frei nach dem Motto „Gut Ding hat Weile“. Sprich, wir waren also nicht ganz untätig!

  • Hört man in das neue Album rein, zeigt sich, dass der „Irish Speedfolk“ nicht mehr so stark vertreten ist. Musikalisch wird ein stilistischer Bogen über Balladen und poppigere Stücke bis hin zu treibenden Midtempo-Rockern und sogar Country- und Western-beeinflussten Tracks gespannt. Letztes Jahr habt ihr sogar ein Weihnachtsalbum eingespielt. Was ist der Grund dafür?

Jede Musik verändert sich mit den Einflüssen und Lebensumständen des Musikers. Und so springt einen vielleicht die dreckige Rotzigkeit der früheren Alben erstmal nicht so an. Aber das bedeutet nicht, dass die Musik nicht trotzdem voller Energie, Herzblut und Irish Speedfolk steckt. Die Alben von Fiddler’s Green waren schon immer ein vielseitiges Potpourri aus verschiedensten stilistischen Einflüssen und das Neue fügt sich nahtlos daran an. Vielleicht mehr verpackt in zeitgemäßen Sound und mit reiferer Attitude. Das Weihnachtsalbum war ein lang gehegter Wunsch und wir hatten endlich mal Zeit dieses Projekt umzusetzen.

  • Ihr fühlt euch in Bierkellern und Pubs genauso zuhause wie auf den Bühnen großer Konzertarenen oder bei Festivals – was macht mehr Spaß?

Alles hat seinen ganz speziellen Reiz. Und ich bin froh all diese Eindrücke und Erfahrungen erleben zu dürfen. Die Nähe zum Publikum auf kleinen Bühnen, wo der Schweiß von der Decke tropft und das Funkeln der Augen zu sehen ist. Und das große Gefühl vor sehr vielen Menschen zu spielen, teils verloren zu sein, aber doch getragen zu werden von der Stimmung und vereinten Schwingung im Raum. Oder auf Festivals im Sommer, wo Du Freiheit und gemeinsames glückliches Miteinander spüren kannst.

  • Wie sind die Pläne für nächstes Jahr? Und konkret an dich, wie schaut’s mit deinem Nebenprojekt M.T.M. Wurzelwasser aus?

Glücklicherweise hat Wurzelwasser mit Lisa Seifert von der Band John Garner aus Augsburg eine neue Sängerin gefunden, die mit ihrer Stimme und Persönlichkeit wunderbar zu uns passt. Es wird zwar nicht viele Konzerte geben, weil wir ja mit unseren Hauptbands sehr viel zu tun haben und der ein oder andere Urlaub auch geplant sein will, aber es wird eine Handvoll geben. Eine kleine Tour soll es allerdings Januar und Februar 2025 geben. Und M.T.M heißt übrigens dann S.T.S, nämlich Seifert, Tobi und Spider! Die Freunde und Fans von Wurzelwasser können sich mit uns auf „Alte Wurzeln und neue Triebe“ freuen.