Minotaurus aus Aschaffenburg gibt es tatsächlich schon über 30 Jahre, ohne dass ich je von der Band gehört hatte. Nun erschien nach längerer Pause Album #7 – „Memories in the Haze“ – beim Independent Label NRT Records. Dass man mal als Folk Metal Band gestartet ist hört man der, für eine eher kleine Band vorzüglich produzierten, Scheibe so gut wie gar nicht mehr an. Lediglich bei den beiden deutschsprachigen Songs („Der Jüngling am Bache“, „Sehnsucht“), die mich vom Text her an Walther von der Vogelweide denken lassen (und doch von Schiller stammen) und musikalische Anleihen an die deutschsprachigen Songs von Wucan (ohne Flöte) nehmen, erinnern an die früheren folkigen Zeiten. Ansonsten gibt es hier eher deutsch geprägten Power Metal der Marke Freedom Call oder auch frühere Helloween („D.R.i.P.“) mit Fokus auf wirklich starke Gitarren mit teils vorzüglichen Gitarrensoli der beiden Gitarristen. Hier wäre mein Anspieltipp das allerdings eher Scorpions artige „Tears of a Hero“ (Remake von 1999) das hier als feine Ballade beginnend zunehmend rockiger wird, einen Fidelpart einbaut und mit einem extra langen feinen Solo endet. Ein weiteres Highlight ist das nur von Sängerin Clarissa Hobeck dargebotene „Lonely Prisoner“, das an Bands wie Epica usw. denken lässt, nur ohne „Elsengesang“. Man schätzt Manowar textlich und musikalisch („Heroes“, „Proud Kings of Avalaon“) und ist auch härteren Sabaton nicht abgeneigt, wie die mit „Wikinger Chören“ und viel Ooh Ooh Ooh Passagen versehene Double Bass Drums Nummer „Goodbye“ als Albumcloser beweist. In Summe eine eigentlich wirklich tolle Scheibe, wäre da nicht der nur recht durchschnittliche männliche Leadgesang von Oliver Klump, der mir nicht wirklich zusagt und von seiner Kollegin dank Duogesang meistens durchgeschleppt wird. Ausnahme: Das bereits erwähnte „Tears of a Hero“, wo er mich packt. Ansonsten erinnert er mich eher an einen schwächeren Kai Wingfelder von der Stimmfärbung her. Aber ist auch Geschmackssache, genauso wie das eher gruselige Albumcover. Unterm Strich bleiben dennoch fünf Punkte für ein ansonsten hörenswertes Album, beim dem sich das Label einen extra Punkt (der nicht in die Endwertung mit einfließt) für das wirklich schöne Promoheft mit interessanten Backgroundinfos zur Band, dem Album usw. verdient hat. Hab ich so auch noch nicht bekommen. Fans der erwähnten Bands hören hier auf alle Fälle mal rein. (NRT Records) HJH *****
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