Die „Tage Alter Musik“ feierten 2025 die 40. Festivalausgabe, gehen somit 2026 ins fünfte Jahrzehnt. Gegründet wurde dieses Klassik-Musik-Festival im Jahr 1984 von Stephan Schmid, Ludwig Hartmann und Christof Hartmann, drei Regensburgern, die alle ihre gymnasiale Ausbildung bei den Regensburger Domspatzen erhielten. 1983 planten die drei noch während ihrer Studienzeit das erste Festival, das dann im Mai 1984 an drei Tagen mit fünf Konzerten und einem Workshop stattfand. Seit jenen Anfängen im Jahr 1984 haben sich die Organisationsstruktur und die Größe des Festivals bis heute grundlegend gewandelt. Das Festival findet inzwischen alljährlich an den vier Tagen des Pfingstwochenendes von Freitag bis Montag statt und umfasst derzeit regelmäßig 16 Konzerte, 2026 werden es sogar 18 sein. Von den drei Gründern sind mit Ludwig Hartmann und Stephan Schmid noch zwei aktiv, sind für die künstlerische Leitung und die inhaltliche Ausrichtung des Festivals verantwortlich. Seit 1998 arbeitet Paul Holzgartner als Geschäftsführer für das Festival. Zum 41. Mal finden diese TAGE ALTER MUSIK REGENSBURG 2026 am Pfingstwochenende vom 22. bis 25. Mai statt – klar, dass wir da mal unsere „fünf Fragen“ an Ludwig Hartmann und Stephan Schmid hatten.

1) Wie würden Sie die „TAM“ beschreiben, für jemanden der noch nie was davon gehört hat?
Die TAM bedeuten alljährlich am verlängerten Pfingstwochenende „Alte Musik pur“ an historischen Orten der Weltkulturerbe-Stadt Regensburg. Geistliche, weltliche, vokale, instrumentale Musik aus den verschiedenen Musik-Epochen von Mittelalter, Renaissance, Barock bis Klassik, vereinzelt wird das Repertoire um Musik der Romantik ergänzt. Das „Alte“, das man bei den TAM hören und erleben kann, beinhaltet viel Neues abseits des klassischen Musik-Mainstreams. Die Musiker spielen auf historischen Instrumenten oder Nachbauten und das in engem Schulterschluss von Musikwissenschaft und Aufführungspraxis (Stichwort: Historische Aufführungspraxis). Auch die Rolle der Künstler ist anders definiert: unprätentiös, ohne Glamour, feierliche Aura und Starkult, aber mit Spielwitz, Vitalität und Kreativität. Zum Begleitprogramm gehören eine große Verkaufsausstellung von Nachbauten historischer Musikinstrumente, von Noten, Büchern und Tonträgern sowie ein thematisch ausgerichtetes internationales Symposium (2026 geht’s um Memlings Engelskonzert). Vor bestimmten Konzerten gibt es kostenlose Programmeinführungen.
2) Wie hat sich das Festival in diesen vier Jahrzehnten entwickelt?
Es begann 1984 relativ klein, mit fünf Konzerten an drei Tagen, einem Workshop und einer Instrumentenausstellung. Rückendeckung bekamen wir von der Regensburger Zeitung (Mittelbayerische Zeitung), die für Werbeanzeigen und Drucksachen sorgte. Bereits dieses erste Festival wurde vom Publikum gut angenommen, mit einem erstaunlich hohen Anteil an Besuchern von auswärts, aus ganz Deutschland und den Nachbarländern. Es gab also offensichtlich damals einen Bedarf für eine solche Veranstaltung. Im Laufe der Zeit wurden es immer mehr Konzerte, inzwischen sind es in der Regel 16 plus Begleitprogramm (Instrumentenausstellung, Symposium, Konzerteinführungen) und der Zeitraum wurde um einen weiteren Tag, den Pfingstmontag erweitert. Der Publikumszuspruch ist ungebrochen. Insgesamt stehen in diesen vier Tagen etwa 10.000 Plätze zur Verfügung. Die Anzahl der unterschiedlichen historischen Veranstaltungsorte wurde erheblich erweitert. Im kommenden Jahr sind es an die zwölf. Uns als Veranstalter der „Tage Alter Musik Regensburg“ treibt nur die Leidenschaft für die Alte Musik. Das ist eine feste Konstante und vielleicht auch ein Grund für den Erfolg. Wichtig dabei ist eine ganz schlanke Organisationsstruktur. Innerhalb des TAM-Teams gibt es keine Bürokratie, kein Zuständigkeitsgerangel, keinen Egotrip, keinen Selbstdarstellerwahnsinn. Es geht einzig und allein um die Sache „Alte Musik“.
3) Wie passt gerade Regensburg als Festival-Location für diese Veranstaltung?
Die Stadt verfügt über zahlreiche historische Räume, seien es Kirchen aus unterschiedlichen stilistischen Bauepochen wie die Dominikanerkirche, die Minoritenkirche, die Schottenkirche, die Ägidienkirche, der Dom, Niedermünster, die Alte Kapelle, St. Emmeram, die Dreieinigkeitskirche oder weltliche Räume wie der Reichssaal, der Runtingersaal oder der klassizistische Neuhaussaal. Man kann viele Werke in einem akustischen Umfeld hören, wofür die Musik ursprünglich komponiert wurde, in einem nahezu idealen kulturellen Kontext erleben. Das ist für viele Besucher äußerst reizvoll. Die spät beginnenden Nachtkonzerte üben eine besondere Faszination aus: z.B. Musik aus dem 14./15. Jahrhundert in der gotischen Dominikanerkirche zu erleben. Alle Veranstaltungsorte liegen nah beieinander, sodass Besucher mehrere Konzerte am Tag genießen und sie bequem zu Fuß erreichen können. Durch die kompakte Struktur der Stadt kommt auch eine wunderbare Festivalatmosphäre zustande. (Man „pilgert“ gemeinsam von Konzertort zu Konzertort, trifft sich vor Ort, tauscht sich aus, ist den Künstlern sehr nah)
4) Wie läuft die Planung ab, nach welchen Kriterien werden die Musiker ausgesucht?
Die gesamte Planung: Repertoire, Ensembleauswahl, Konzertorte, Honorare, Verträge, Inhalte der Homepage, Programmheft, Presse machen wir. Die Vorbereitung erstreckt sich über ein ganzes Jahr. Dabei planen wir immer so, dass an Weihnachten das Festival-Programm und die Künstler des übernächsten Jahres feststehen. Wir haben einen fest angestellten Geschäftsführer, Paul Holzgartner, der insbesondere für die organisatorischen Abläufe, Hotelunterbringung der Künstler, Präparierung der verschiedenen Konzertorte für die Konzerte, Organisationspläne während des Festivals, Steuer und Finanzen etc. zuständig ist.

TAM-Team mit Geschäftsführer Holzgartner
Bestimmte Repertoireinhalte sollten alljährlich abgedeckt werden: Geistliche, weltliche, vokale, instrumentale, Musik aus den verschiedenen Epochen von Mittelalter bis Klassik, ja ab und zu auch Romantik. Dabei spielt die Qualität der Ensembles schon eine herausragende Rolle. Wir haben ganz bewusst kein Festival-Motto, das uns zu sehr einengen würde. Alljährlich wollen wir eine große Bandbreite alter Musik präsentieren.
5) Welche Erwartungen haben Sie an die Entwicklung in den nächsten zehn Jahren?
In den kommenden zehn Jahren erwarten wir, dass sich die „Tage Alter Musik Regensburg“ sowohl künstlerisch als auch strukturell positiv weiterentwickeln und ihre Rolle als eines der wichtigen Alte-Musik-Festivals behaupten können. Die positive Entwicklung in der Alte- Musik-Szene verspricht, dass auch weiterhin international renommierte Ensembles ebenso wie talentierte junge Künstlerinnen und Künstler mit innovativen Programmkonzepten den Weg nach Regensburg finden und weiterhin so großes Publikumsinteresse wecken. Darüber hinaus halten wir nachhaltige Veranstaltungsstrukturen sowie eine stabile finanzielle Basis durch die Stadt Regensburg und verlässliche Partner für entscheidend, sodass das Festival auch in Zukunft fest im kulturellen Leben der Stadt Regensburg verankert sein wird. Was uns persönlich betrifft, drängt sich die Frage der Nachfolge auf. Wir machen uns Gedanken und Interessenten können sich gerne melden. Wir fürchten aber, wenn sie erfahren, unter welchen Bedingungen das Festival zu organisieren ist, werden sie gleich abwinken, zumal pekuniäre Ansprüche nicht erfüllt werden können. Wir machen den Job von Anfang an auf ehrenamtlicher Basis. Auch wenn es keiner glauben mag, aber uns als Veranstalter der Tage Alter Musik Regensburg treibt nur die Leidenschaft für die Alte Musik.
(Fotokredit: Uwe Moosburger/TAM)


