powerconcerts
turmtheater

Cardinal Black &Ellis Mano Band

Kritik zum Konzert am 28. November im „Airport“ in Obertraubling

Ein musikalischer Saisonhöhepunkt im „Airport“ mit dieser Doppelshow, die qualitativ weder Support noch Headliner kannte.

„Corona sei Dank“ könnte man fast sagen. Angeschoben von Steve Winwood war die Band schon 2011 sehr ambitioniert, kam aber nicht aus den Startlöchern. Erst im Lockdown und über den Online-Austausch von Songfragmenten wurde die Band zu dem, was sie heute ist: Eine unwahrscheinlich kraftvolle Powerstation. Mit einer Soulstimme von Tom Hollister, die in den Bann zieht! Für Deutschland vergleichbar mit einem Andreas Kümmert. Erdig, aus einem voluminösen Oberkörper und langanhaltender Kraft. Wie gemacht für Hymnen und Harmonien. Er kann die instrumentelle Basis von Drummer Adam Roberts und dem herausragenden Gitarristen Chris Buck wie ein Gipfelfundament nutzen, um buchstäblich seine Seele vor Publikum zu präsentieren. Man nimmt ihm ab, wie er seine Tochter auf Tour vermisst, wenn er das ihr gewidmete „Adeline“ voller Inbrunst und Sensibilität anstimmt und dazu auch zur Akustikgitarre greift.

Aus der Corona-Klausur entstand als erstes der Song „Tell Me How It Feels“, der auch in den Charts zu überzeugen wusste. Live bestacht er im Airport durch einen wuchtigen Chor – unter aktiver Mithilfe des begeisterten Publikums, das zeigte, dass es auch gefühlvolle Aaahs und Uuuhs bis in obere Oktavengefilde zu reflektieren wusste. Wer Andreas Kümmert mag, wird auch „Cardinal Black“ lieben! Sie werden vielfach in die Blues-Rock-Schublade gesteckt, aber dazu ist der faszinierende Gitarrensound von Chris Buch viel zu smoothy und Reverb-lastig, grenzt mehr an Indie-Rock als an harte Bluesriffs. Passt aber gerade deswegen zur grandiosen Stimme von Tom Hollister.

Live haben sie an diesem Abend etliche Songs des aktuellen Albums „Midnight At The Valencia“ auf der Setlist. Zum Einstieg „Ride Home“, „Keep On Running“ und „Holding My Breath“. Allesamt wunderbar fesselnde Songs. Auch „Morning Light“ und „Your Spark“ sind zwei buchstäbliche Soul-Stürme, bei denen sich Gesang und flächiger Keyboardsound (Michael Blanchfield) umeinander dreht, bis man sich frägt, wann kommt der Tournado-Touch-Down? Aber insbesondere das Bassgerüst von Sam Andrews hilft nachhaltig, um in allen Songs die groovige Balance zu halten. Subjektive Highlights an diesem Abend: „Terra Firma“ mit einem ausschweifend faszinierenden Gitarrensolo von Chris Buck, der nicht ohne Grund auch bei Fanvotings ganz nach oben gepusht wurde. Und auch das düster-traurige „Jump In“ hatte trotz seiner negativen Untertauch-Aura durch den bodenständigen Gesang final eine trittfeste Mole unter den Füßen. „Cardinal Black“ sollte man sich live nicht entgehen lassen. Im März 2026 z.B. im Colossaal in Aschaffenburg.

Und die „Ellis Mano Band“ aus der Schweiz war als Support so faszinierend und überzeugend, dass sie sich einen eigenen Review-Slot verdient hat. 2024 hat die „Ellis Mano Band“ mehrmals „Deep Purple“ vor durchaus fünfstelligen Besucherzahlen supportet. Davor auch schon mal Danny Bryant oder „Ten Years After“. Und jetzt „Cardinal Black“. Zu denen passen sie wie die Faust auf’s Auge. Im Airport Obertraubling war es eine Doppelshow, die qualitativ weder Support noch Headliner kannte. Auf Augenhöhe der Groove und auch der ähnliche Gesang von Chris Ellis zu Tom Hollister von „Cardinal Black“. Es grummelt im Bauch! Musik zum wohlfühlen und genießen. Gefühlvoll und wuchtig! Bluesrock made in Swiss! Eine Band, die viel on tour ist und der man diese Homogenität mehr als nur anhört. Eine verschworene Combo um den Gitarristen und musikalischem Kopf Edis Mano. Severin Graf am Bass und Drummer Nico Looser sind das rhythmische Rückgrat, an dem sich alle anlehnen und darauf verlassen können. Und Lukas Bosshardt an der Hammond mit dem Leslie im Flightcase wäre alleine schon optisch ein eyecatcher. Aber seine Klangteppich sind ein stabiler Unterbau für die rockigen wie auch schwoofigen Bluessounds der fünf Schweizer. Ich kannte sie bisher nicht! Zweifellos ein unerklärliches Defizit. Das aber ist jetzt behoben. Und wenn sie mal wieder irgendwo solo auf der Bühne stehen, fahre ich hin. Lohnt sich! (Bernd Schweinar)

Die Cardinal Black-Bilderstrecke wieder hier:

https://www.allmusic.de/bildergalerie/cardinal-black/

Die ganze Musik-sehen-Bilderstrecke zu Ellis-Mano-Band hier:

https://www.allmusic.de/bildergalerie/ellis-mano-band/