altemaelze

Moving

Paulo Morello/Mauro Martins/Sven Faller

Drei Musiker, ein Sound: kompromisslos groovend, spielerisch virtuos

Nimm dir Zeit“ – dieser Satz könnte als unsichtbares Motto für das Album „Moving“ dienen. Genau so sind diese Aufnahmen entstanden: ohne Eile, mit Zeit zum Atmen, Reifen und Zuhören. Zehn intensive Tage im Studio, unterstützt durch eine Fülle von Konzerten im Vorfeld, haben den Gitarristen Paulo Morello, den Bassisten Sven Faller und den Schlagzeuger Mauro Martins zu einem einzigen musikalischen Organismus verschmolzen – einem, der sich selbstbewusst Sambop Trio nennt. Mit „Moving“ präsentiert Paulo Morello sein vielleicht persönlichstes Album – ein musikalisches Reisetagebuch zwischen Berlin, New York und Rio, zwischen Bebop und Samba.

Hier trifft die Ausstrahlung brasilianischer Rhythmen auf die Eleganz des modernen Jazz. Ein Trio, das mühelos zwischen treibendem Choro, funkigem Oktav-Groove und Balladen im Bolero-Tempo wechselt – mit einer natürlichen Leichtigkeit, die den Eindruck vermittelt, als wären Samba, Choro und Bebop schon immer füreinander bestimmt gewesen. Jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte: Der Eröffnungstitel „The Birds and the Bees“ stammt von Attila Zoller, einem Mentor Morellos während seiner Zeit in New York – eine Hommage an eine einflussreiche künstlerische Freundschaft. „Entre as Ondas“ fängt die Leichtigkeit eines sonnigen Nachmittags am Strand ein, während „Cookin’ at the Birdland“ den pulsierenden Rhythmus eines vollbesetzten Jazzclubs in Neuburg widerspiegelt. Ein seltenes Juwel ist „Se Ela Perguntar“, eine zarte Gitarrenminiatur des brasilianischen Meisters Dilermando Reis – wahrscheinlich zum ersten Mal in dieser Form mit einem Trio aufgenommen. „Flor do Cerrado“ von Waldir Azevedo sprüht vor Lyrik und rhythmischer Finesse, während „Minha Saudade“ von João Donato in seiner harmonischen Grundlage einen Hauch von Coltrane trägt. Und dann gibt es noch diese spontanen Momente, die man nicht planen kann: ein entspannter Warm-up-Samba, der plötzlich in „Beautiful Love“ übergeht, das zarte Zusammenspiel von Bass und Gitarre in „We’ll Be Together Again“ – und Martins, dessen fein abgestimmtes Brushwork den Puls genau richtig hält.

Der Albumtitel spiegelt vieles wider – die Energie des funkigen, bluesigen Titelsongs, die Offenheit für neue Wege und nicht zuletzt Morellos eigenen Umzug nach Berlin. Er steht auch für Musik, die sich mühelos zwischen den Genres bewegt und den Zuhörer direkt berührt. Für Jazz-Insider gibt es noch eine zusätzliche subtile Anspielung: In Verbindung mit dem Bild des entspannten, vorwärtsstrebenden Musikers auf dem Cover ist der Titel eine Verbeugung vor Movin’ Wes, dem legendären Album des großen Wes Montgomery – dessen Gitarrenkunst Paulo Morello in Europa wie kaum ein anderer fortsetzt. Dass Morello, Martins und Faller seit vielen Jahren befreundet sind und musikalisch zusammenarbeiten, hört man in jeder Note. Dieses Vertrauen ermöglicht es ihnen, Risiken einzugehen, Räume zu öffnen und Stille zuzulassen. Mal tritt die Gitarre in den Vordergrund, mal zieht sie sich zurück und lässt Bass und Schlagzeug glänzen. Es ist kein Konzeptalbum, sondern eher eine musikalische Momentaufnahme von Lieblingsstücken, Begegnungen und Inspirationen. Es ist ein Album, das groovt, singt, swingt – und immer Raum für subtile Nuancen lässt. Am 20. November stellt das Trio diese Musik „live on stage“ im Jazzclub im Leeren Beutel in Regensburg vor. (Fine Music/GLM) P.Ro

*****

******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal