Wenn sich eine Band Wings of Steel nennt, so wie diese Amis, kann man fast schon erahnen wo die musikalischen Reise hingeht. Metal in seiner reinsten Form. Hier haben wir es nun mit Album #2 mit dem Titel “Winds of Time” zu tun, welches wie sein Debüt vor drei Jahren (plus eine EP und eine Live Scheibe aufgenommen in Frankreich!) als Eigenveröffentlichung von der Band direkt kommt, sehr erstaunlich btw., und zumindest hier in Deutschland dank High Roller einen Vertrieb gefunden hat. Es wäre auch jammerschade, wenn es diese extrem starke Scheibe nicht physikalisch zu kaufen gäbe. Von der Hammerproduktion, über allerfeinste „Twin“Gitarrensoli höchster Güteklasse (aber am wichtigsten immer songdienlich und nie gefühlloses Gedudel), der starken Rhythmusfraktion (Double Bass Drums rulen) und der Frontsirene am Gesang (wer eine Abneigung gegen Eierkneiferkopfstimmengesang ala King Diamond gepaart mit Michaek Kiske, Rob Halford oder Tim Owens hat, wird hier aber nicht oder kaum glücklich werden), ist alles am Start, was den traditionellen Metalfan gefällt. Wobei man natürlich traditionell hier nicht mit altbacken vermischen sollte, so frisch klingt die Mucke. Von einem zehn Minuten Longtrack (Titelsong), der mit gleich drei Soli mal zeigt wo der Hammer hängt, und es dennoch schafft in der Mitte eine fast schon liebliche länger melodische Passage einzufügen, ohne dass ein Bruch entsteht, ist für ganz Großes bestimmt. Am Ende kann man es gar nicht glauben, dass zehn Minuten vorbei sind. Aber auch der Rest der sieben Songs ist bis auf den Drei-Minuten-Quickie „Saints and Sinners“ erst nach fünf Minuten aufwärts erzählt. Nie wird die Melodie vergessen. Hier mal eine kleine ruhige Passage eingestreut, da mit Solis der Song veredelt, dass die Augen vor Freude nass werden. Die Band schätzt Riot (zu „Thundersteel“ Zeiten, also ca. 1983 gut zu hören bei „Burning Sands“) aber auch frühe Europe vermischt mit Whitesnake beim leicht bluesig angehauchten und mit eher wohltemperierter Stimme gesungene „Crying“, dass das einzige eher midtempo lastige Lied ist. Sonst fräst man sich in einem sehr flotten Tempo durch die Rillen und ist baff, dass es die Band erst seit gut drei Jahren gibt. Wer zudem, neben den Bands der erwähnten Sänger, auch Queensryche zu Beginn ihrer Karriere liebt oder Iron Maiden vergöttert kommt ebenfalls voll auf seine Kosten. Balladen gibt es keine, dafür am Ende eine relativ ruhige, episch lange acht Minuten Nummer mit ‚“Flight of the Eagle“ die mit zwei Minuten Solo beginn, dann in eine flotte Richtung mutiert, der Sänger beweist, dass er auch einen Toni Kotipelto beherrscht und für den Stratovarius ein Ei geben würden. Hard Rock eher kaum und AOR bzw. Arena Rock, wie die Band im Promozettel erzählt, gibt es hier rein gar nicht. Ist aber auch Wurst, denn die sechseinhalb Sterne haben sie sich auch so redlich verdient. Eines der Highlights in 2025! (Wings-of-Steel) HJH
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