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Oimara

Kritik zum Konzert am 6. September beim ZKF in Schwandorf

„Oans, Zwoa, Kaba!“ – eine Insider-Kritik von Bernd Schweinar

Auch für meine Freunde, die hinter dem Oimara stehen: Ich hol‘ mal grad den Fettnapf raus! Gerade nach Corona ist jedem Musiker und jeder Musikerin der auch monetäre Erfolg mehr als vergönnt. Und es gilt: mitnehmen was geht! Wer hingeht um Gaudi zu saugen, ist beim Oimara gut aufgehoben. Für wen Musik noch Bedeutung hat, geht lieber eine Bühne weiter – zumindest an diesem Abend, wo auch ein bayerischer Musiker wie Richie Necker mit „I Dolci Signori“ in der Halle mit 500 Besuchern gleichviel Zuspruch generierte. Bei Oimara stehen die Kinder ab 10 Jahre aufwärts an den Barrieregittern. Die Mamas dahinter und an der Seite. Malle für Kabatrinker? Und mit „Wackelkontakt“ heuer doch auch gleichzeitig ein designierter Oktoberfesthit für Bierbank-Trampolin-Springer?!

Mpf, Mpf, Mpf, Mpf!

Umpf, Umpf, Umpf, Umpf!

Pfffff…… Anblasen für Babytalk? Oder geteertes Ausblasen für Theresienwiesen-Grashalmmähroboter? Flachlandmusik aus dem Oberland? Weil Malle ja drei Flugstunden weg ist.

Ich bin hingegangen, weil ich ihn nach „Gardasee“ mit Maxi Kronseder und Hannes Ringlstetter durchaus interessant fand und bewusst mal voll intus schlürfen wollte. Und andere hatten geschrieben: „Aus der bayerischen MundArt-Szene nicht mehr wegzudenken“ – mit dem großen A für Kunst noch dazu! Final aber dann doch eine Überhöhung, die es zu hinterfragen gilt! Wenn das die bayerische MundArt-Szene ist, dann dreht sich der selige Carl-Ludwig Reichert von „Sparifankal“ mit Effet im Grab um. Wie ein Maulwurf, dem die Geräusche über der Grasnarbe unangenehm sind. Aber der CaLuR kann nimmer fliehen! Vielleicht ergeht er sich im kongenialen „Dulijöh“-Album mit BayernKultur (!) und ersäuft sich darin. Das große „K“ ist auch mit Bedacht gesetzt!

Wenn Mpf-Mpf-Mpf-Schlager verbal zur „MundArt-Szene“ erhoben wird, dann ist das eine Beleidigung für die Kulturszene, die schon in den Siebzigern in Pleiskirchen in Lederhosen umherum lief, als der „Party-Schlager“ noch nicht mal „reif die Windel“ war. Uups! Sollte ich für den Geistesblitz das Bearbeitungsrecht für Peter Cornelius‘ „Reif für die Insel“ anmelden und auf „Reif für die Windel“ umtexten? Mit Uptempo-Vierviertel Umpf-Mpf-Pffff unterlegen? Aber Cornelius würde die Bearbeitung verweigern, wenn ich daherkäme mit „Umpf, Umpf, Umpf, i bin reif füa die Wiiiiindel…“. Zu Recht! Es wäre im Umkehrschluss für das bald kommende Oktoberfest vielleicht sogar für die Alkleichen eine trockene Geschäftsidee.

Natürlich hat der Oimara seine Berechtigung! Das sind seine Fans! Und es sei ihm gegönnt, möglichst nicht als One-hit-wonder zwischen Maßkrügen und Kabatassen in Erinnerung zu bleiben. Und vielleicht war auch nur der- oder diejenige besoffen, als der Begriff „MundArt-Szene“ durch das geschüttelte Hirn und in die Tastatur schoss?

Wer sein „Bierle in da sun“ als Aufkick vor Zehnjährigen zelebriert haben möchte – rein damit! Wer bei „Anlieger frei“ auf die „Hände hoch“-Aufforderung wartet – hoch damit. Wer in den Zweitausendern geboren wurde und pseudomodern die verqueeeeerten Siebziger durchwackelt vergewaltigt – ab damit. Auch der Punk wurde einst vom Kommerz missbraucht. Lasst uns mit Schokolade anstoßen: Onas, zwoa, Kaba!

P.S.: Atmo-Bilder gibt es nicht, weil der Ruhm scheinbar auch schon in die Managementgefilde aufgestiegen ist und es restriktiv hieß: drei Songs und dann Kamera komplett raus! Weltstarallüren halt…! (Bernd Schweinar)

Die sonstige Bilderstrecke trotzdem hier: https://www.allmusic.de/bildergalerie/oimara/