kinos-andreasstadel
byon

Europa muss sich rechnen

Gabriel Felbermayr

Hardcover, 152 Seiten, Brandstätter Verlag, Wien 2024, 20 Euro
Ein klares und realistisches Plädoyer für eine starke EU

Inflation, Energiekrise, steigende Staatsverschuldung, sinkende Wettbewerbsfähigkeit, löchrige Außengrenzen: Der wirtschaftliche Zustand Europas wirkt düster, obwohl gerade in geopolitisch gefährlichen Zeiten ein starkes, dynamisches Europa der beste Garant für Prosperität und Sicherheit der Mitgliedstaaten ist. Dazu kommt der Eindruck, europäische Politik sei bürokratisch und bürgerfern, gefangen in Streitereien über Verteilungsfragen.

Aus Anlass der Europawahl 2024 hat Gabriel Felbermayr einen klaren und eindeutigen Essay über die wirtschaftliche Situation der EU geschrieben. Feldmayr ist seit Oktober 2021 Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zuvor war er Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und Professor an der Christian-Albrechts-Universität, Kiel. Im deutschsprachigen Raum ist Felbermayr einer der gefragtesten Experten, wenn es um die Erklärung von weltwirtschaftlichen, insbesondere handelspolitischen Zusammenhängen geht. Das Buch ist in der Reihe „Auf den Punkt“ des Wiener Verlag Brandstätter erschienen, deren Themen einen Mix aktueller politischer Befindlichkeiten widerspiegeln. In seiner pointierten Analyse beschreibt er auf knapp 150 Seiten Europa, seine Wirtschaft und seine Rolle in der Welt – sein Fazit: „Wir stehen besser da, als viele meinen“. Um aber weiterhin Wohlstand und Sicherheit zu garantieren, muss die EU spürbare Vorteile für seine Bürger und für die Länder bringen. Das heißt: Die Europäische Union muss sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und das, was sie tut, besser machen. Nur so findet sie im Inneren ausreichend Zustimmung und nach außen Gehör. Warum der Schlüssel dazu in der Vollendung der Wirtschaftsunion liegt und wir uns zu einer Union der gemeinsamen öffentlichen Güter weiterentwickeln müssen, zeigt dieses eindrucksvolle, realistische Plädoyer für ein zukunftsfähiges Europa. Felbermayr überzeugt mit seinem Plädoyer in zwölf Kapiteln für einen besser organisierten, besser funktionierenden, ertragreicheren europäischen Markt, der auch die Länder an seiner „Peripherie“ miteinbezieht. „Überzeugend und fundiert“ ist in einer Kritik zu lesen, kein Wunder, dass dieses Buch einer der Anwärter für das „beste Wirtschaftsbuch 2024“ der Handelsblatt-Redation war, wenngleich es nicht zu Platz 1 gereicht hat. (NM)