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Talkin To The Trees

Neil Young & The Chrome Hearts

Mit einer neuen Band im Rücken wettert Neil Young auf seinem 46. Studioalbum mit zehn Songs gegen die hektischen Zeiten.

Das Alter hat Neil Young in Schwung gebracht (er ist schließlich Jahrgang 1945) und den Singer/Songwriter zu einem kreativen Overdrive angespornt. „Talkin To The Trees“, sein 46. Studioalbum, erscheint inmitten einer Flut von Archivveröffentlichungen, Filmen und Tourneen. Als sein treues Crazy Horse zu wackelig wurde, um es zu reiten, gründete Young die Chrome Hearts, indem er den Großteil seiner anderen Begleitgruppe, Promise Of The Real, rekrutierte und Lukas Nelson gegen den legendären Keyboarder Spooner Oldham austauschte, der zum ersten Mal mit Neil auf dem 1992 erschienenen Album „Harvest Moon“ spielte. Die Umgruppierung seiner alten Freunde in die Chrome Hearts zeigt, dass Young bereit ist, seinen geplanten Kurs zu ändern, aber er hütet sich davor, sich zu weit von zu Hause zu entfernen. Da die Welt da draußen in Aufruhr ist, hat er die Klappe geschlossen und nutzt Protestsongs als Fluchtmöglichkeit. “Let’s Roll Again“, ein Pseudo-Sequel zu seiner Hymne aus der 9/11-Ära, ist als Aufruf an seine geliebte Autoindustrie gedacht, die sich im Jahr 2025 dank Elon Musks Präsenz in der zweiten Trump-Regierung an einem politischen Scheideweg befindet. Während die Chrome Hearts vor sich hin dümpeln, spuckt Young: „If yer a fascist, then get a Tesla“ zu einer Melodie, die „This Land Is Your Land“ widerspiegelt, ein Lied, das auch in „Silver Eagle“ widerhallt. Und auch bei „Moving Ahead“ beschäftigt er sich mit Klimapolitik. Eingespielt wurde das Album Ende letztens Jahres in Rick Rubins Shangri-La Studios in Malibu. Rubin, der 2022 Youngs letztes Studioalbum „World Record“ produziert hatte, tritt diesmal allerdings nicht als Produzent in Erscheinung. Diesen Job übernimmt Neil Young selbst. Gemeinsam erschaffen Young und seine vier Mitmusikanten einen ordentlich rockenden Sound, der perfekt zu Neil Youngs wie immer kritischen Texten passt, aber auch Raum für seine tollen Melodien lässt. Das bewegt sich von sanften akustischen Klängen bis hin zu lauten, kraftvollen Rockstücken. „Hier lodert noch ein gewaltiges Feuer, gemächliche Rentnermusik hört sich anders an.“ Ist in einer Kritik zu lesen. Absolut zutreffend! (Reprise) Mojo

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