Old school Thrash Metal war Mitte der 2000er Jahre nicht mehr wirklich angesagt. Dennoch wagte es eine junge, hungrige Truppe aus Illinois 2008 eine eigene Scheibe, wohl ohne größeren Support, auf den Markt zu bringen mit genau dieser Mucke, die noch mit etwas Speed Metal und Crossovereinflüssen (nein, nicht das, was man von Clawfinger usw. kennt) verfeinert wurde. Die Rede ist von Bloodrunner mit ihrer bis dato einzigen richtigen Scheibe „Total Annihilation“, die damals nur digital oder als gebrannte CD-R (wohl auf Live Gigs oder direkt bei der Band erhältlich) veröffentlicht wurde. Wie Neudi, der alte Trüffelsucher, auf die Band aufmerksam wurde verschweigt das kurze Pomoblatt leider, denn die Band ist sowas von undergroundig, dass es nicht mal einen Discogs Eintrag gibt. Immerhin kennt sie die Encyclopediae Metallum aus der man dann auch die Bandmitglieder rauslesen kann. Geboten werden knapp 50 Minuten lang rustikal, aber im Instrumentalbereich fett produzierte und starke gespielte Mucke in der Schnittmenge früher Anthrax („Overload“), Exodus, Nuclear Assault (Titlelsong), Overkill, aber auch D.R.I. oder Crumbsuckers, wenn man coole Moshparts mit einfließen lässt. Der „Star“ sind die wirklich feinen und ausführlichen Gitarrensoli, aber auch der im Mix sehr präsente Bass und die natürlich klingenden Drums haben was. Leider kann der Gesang hier nicht ganz Schritt halten und wurde auch etwas arg weit in den Hintergrund gemischt. Davon abgesehen gibt es nichts zu meckern, zumal sich die Band auch immer wieder um etwas Abwechslung bemüht, wie mit den schönen Akustikintros bei „Fears/Sentence of Death“ bzw. „Last Breath“. Unterm Strich somit von mir sechs Sterne für ein kleines Juwel, das man hier nun neu entdecken kann. Die Band ist jedenfalls wieder aktiv und hat 2023 eine neue EP „Bloodrunner“ mit zwei neuen und drei digitalen Songs von 2022 veröffentlicht. Schade, dass man die nicht noch mit drauf gepackt hat, denn der Bonus Live Track hört sich echt gruselig an vom Sound her. (Zyx/Golden Core) HJH
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