Der untypisch lange Bandname macht stutzig, ist aber absichtlich gewählt. Der basisdemokratische Gedanke ist wichtiger als Griffigkeit bzw. wichtiger als ein cooler Bandname. »Moving Times« ist das Resultat echter Teamarbeit – die erste Produktion einer frisch formierten Gruppe, in der alle auf Augenhöhe agieren. Was schon deshalb nicht selbstverständlich ist, weil mit Sängerin Esther Kaiser und Gitarrist Axel Fischbacher zwei gestandene Kapazitäten des deutschen Jazzgeschehens vertreten sind, die seit vielen Jahren unabhängig voneinander eigene Bands leiten und die eine Vielzahl eigener Alben veröffentlicht haben. »Es gibt einen gemeinsamen Mindset in der Band«, formuliert es Fischbacher. Kaiser ergänzt: »Wir funktionieren als gleichberechtigtes Quartett, auch wenn Axel und ich den Anstoß gegeben haben.« Fischbacher, der schon unzählige ganz unterschiedliche Ensemble-Konstrukte erlebt hat, bringt es auf den Punkt: »Es ist schon etwas Besonderes, dass aus einer solchen Konstellation, in der niemand das große Sagen hat, etwas künstlerisch derart Einheitliches entsteht und man ein solches Ergebnis hinkriegt.« In der Tat klingt »Moving Times« wie aus einem Guss. Vom Start weg spürt man einen frischen, positiven Spirit, der sich durch die Vielzahl unterschiedlichster Kompositionen (darunter zwei aufgebürstete Jazz-Standards) bis zum abschließenden Duett von Fischbacher und Kaiser zieht. Esther Kaiser hat hörbar viel Spaß beim Singen, meistert das bravourös, auch wenn mir ihr flockiger Scat-Gesang mitunter etwas zu viel wird. Ihre Gesangskünste kann man u.a. auf der feinen Scheibe „Songs Of Courage“ von 2018 – hier covert sie gekonnt Songs von John Lennon, Bowie, den Beatles – bewundern. Fischbacher bekommt für seine eindrucksvollen E-Gitarren-Exkursionen viel Raum; die Band betont auch immer wieder, dass der „Jam-Faktor“ bei den Aufnahmen nicht verloren gehen soll. Die Vibraphon-Einlagen von Michael Knippschild verleihen den Stücken eine besondere Note und sorgen für klangliche Akzente, die das Gesamtbild geschmackvoll abrunden. Prima Jazz-Scheibe, bei der mir vor allem die leisen Töne, sprich die Balladen sehr gut gefallen. (Doublemoon Records, Bertus) HuGe
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