turmtheater

Charlie und die Schokoladenfabrik

Premierenkritik vom 6. Dezember im Theater am Bismarckplatz

Musical, deutsche Erstaufführung - nach dem Roman von Roald Dahl 
Buch von David Greig, Musik von Marc Shaiman, Gesangstexte von Scott Wittman und Marc Shaiman, Songs aus dem Film von Leslie Bricusse und Anthony Newley, Deutsch von Christian Poewe

Das Theater Regensburg unter dem Intendanten Sebastian Ritschel hat erneut einen Musical-Coup gelandet. Es holte „Charlie und die Schokoladenfabrik“ als deutsche Erstaufführung nach Regensburg. Der Kinderbuchklassiker von Roald Dahl erlebte bereits mehrfach eine Bearbeitung für Film und Bühne, (mir) bestens im Gedächtnis ist die Verfilmung von 2005 mit Johnny Depp in der Rolle des Willy Wonka, in London feierte 2013 das Musical Premiere, und gerade läuft in einem Streaming-Portal die Serie „Wonka“ als Sechsteiler. Spannend, welche Akzente da die Inszenierung in Regensburg setzen wird.

Der Zauber beginnt mit dem Auftritt von Willy Wonka aus dem Bühnenboden. Der Besitzer der Schokoladenfabrik wurde schon lange nicht mehr gesehen, aber jetzt sucht er einen Nachfolger. Dazu hat er fünf goldene Tickets für eine Führung durch das Werk in Schokoladentafeln versteckt, dadurch will er einen geeigneten Kandidaten finden, und der Run auf die begehrten Teile beginnt. Schade für Charlie Bucket, dass er sich nur eine Tafel leisten kann, so eine Tafel ist seit Jahren sein einziges und mit Sehnsucht erwartetes Geburtstagsgeschenk. Mit gekonntem Einsatz der Bühnentechnik werden die Zuschauer mal in die ärmliche Hütte von Charlies Familie und zu den überdrehten Fernsehmoderatoren Cherry (Maria Magdalena Fleck) und Jerry (Malte Flierenbaum) gehievt, die die vier Gewinner der goldenen Tickets der Reihe nach präsentieren – allesamt grell überzeichnete Gören mit menschlichen Schwächen, die in die Fabrik wollen. Aber das letzte Ticket ist noch nicht gefunden, und natürlich ist es für Charlie bestimmt, dem es glücklich und rein zufällig in die Hände gelegt wird.

Im zweiten Akt müssen sich die fünf Gewinner der Prüfung durch Wonka stellen, und natürlich versagen Vier auf der ganzen Linie, sie werden Opfer ihrer Naschsucht und Überheblichkeit und verlieren sich im Untergrund der Fabrik. Hier spielen die Umpa-Lumpa-Nummern eine entscheidende Rolle, in der ursprünglichen Fassung kleinwüchsige Wesen aus irgendwo in Afrika, in der modernen Bühnenfassung Roboter, die die Arbeit in der Fabrik erledigen. Daneben die Eichhörnchen, die die Nüsse sortieren, alles wunderbar choreografiert. Am Ende erweist sich Charlie als Gewinner und Wonka hat einen würdigen Nachfolger für seine Traumfabrik gefunden.

Ulrich Wiggers (Inszenierung), Ausstatter Kristopher Kempf und Maximilian Spielvogel (Licht) haben sich mächtig ins Zeug gelegt und eine überbordend schräge Traumkulisse geschaffen. Gekonnt und präzise eingesetzte Bühnentechnik, Lichteffekte und das schwungvoll spielende Philharmonische Orchester unter der Leitung von Lucia Birzer zaubern eine Märchenwelt, die so richtig Spaß macht. Dazu der Opernchor in der Rolle der Umpa Lumpas sowie der Cantemus Chor, der die Eichhörnchen zum Bühnenleben erweckt, sie überzeugen mit vollem gesanglichem und darstellerischem Einsatz. Trotzdem kann der zweite Akt das Tempo und die Abwechslung des ersten Teils nicht aufrechterhalten, dem Weg durch die Fabrik vor schokoladenbraunem Hintergrund fehlt es etwas an Esprit.

So ein Wonka ist eine Paraderolle für einen Musicaldarsteller, die Alejandro Nicolás Firlei Fernández meisterhaft ausfüllt – er kann das große Musiktheater, kann Oper, Musical und Schauspielerei. Der schlanke Felix Rabas schlüpft überzeugend in die Rolle des heranwachsenden Charlie Bucket, er beeindruckt mit fast kindlicher Naivität oder auch Enttäuschung, als seine Geburtstagsschokolade das ersehnte Ticket nicht enthält. Die zahlreichen Nebenrollen sind hervorragend besetzt und bieten eine musikalisch und choreografisch hochkarätige Vorstellung!

Die Deutschlandpremieren des Musicals Charlie und die Schokoladenfabrik ist erneut eine überzeugende Leistung des gesamten Ensembles des Theater Regensburg. Chapeau! (arm)

Weitere Aufführungen am 9.12., 16.12., 21.12., 23.12. 25.12., 28.12., im Januar, Februar, März, April, letzte Aufführung am 12.6.26

(Fotokredit: Theater Regensburg/Marie Liebig)