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The Komets

Kritik zum Konzert am 28. November im Degginger in Regensburg

Die Komets gastierten zum Auftakt ihrer Tour am Freitagabend im Degginger.  Und dann haben sie auch noch großartige Kleinigkeiten im Gepäck

Ich erinnere mich sehr gut daran, als ich die Komets zum ersten Mal gesehen habe: Das war mitten in Pandemiezeiten, bei der Musikpreisverleihung 2021. Die Reihen im Neuhaussaal waren vorschriftsgemäß gelichtet. Alle im Publikum trugen Maske. Aber auf der Bühne, da entfalteten die drei Preisträgerinnen, gemeinsam mit ihrem Drummer Jonny Ebert im Bereich „freie Kategorie“ mit ihren leisen, poetischen Liedern eine solche Wucht, der man sich einfach nicht zu entziehen vermochte. Und ganz bestimmt hatten an diesem Abend alle ein Grinsen im Gesicht. Auch wenn man’s nicht sehen konnte. Denn mit ihrem mehrstimmigen Gesang erinnerten sie mich damals spontan an „Fleetwood Mac“ – und zwar an jene Phase, in der sich die Falsettstimme von Lindsey Buckhingham vereint, mit dem lauten, kraftvollen Klagen von Stevie Nicks und Christine McVie. Daraus schürfte die US-Band mit britischen Wurzeln von der Mitte der 1970er Jahre hinweg jenes musikalische Gold (vor allem natürlich für „Rumours“ und für „Tusk“), das melancholisch und euphorisch zugleich war und sich an den besten Traditionen von Folk und Blues bediente.

Heute, vier Jahre später und einige hundert Hörstunden weiter, was das zwischenzeitlich erfreulich gewachsene Oeuvre von den Komets anbelangt, fällt das Urteil freilich differenzierter und präziser aus. Am überzeugendsten erscheint mir derzeit der Vergleich mit Joni Mitchell zu sein: Denn die mittlerweile 83-jährige Kanadierin, sie verkörperte mit ihrem Folkjazz-Amalgam ein Musikerinnenleben lang in einer Person das, was die beiden Songwriterinnen Anna Metko und Pauli Urban ihrerseits einbringen: Das Nachdenklich-Suchende und das unmittelbar Greifbar-Zupackende. Anna, die Gitarristin, folgt lyrischen Pfaden, während sich Pauli an ihrem Nord Stage 2-Keyboard den Blue Notes ergibt. Als Brückenbauerin agieren dabei Klara, Annas Schwester, am Cello (gewiss eher dem Folk zugehörig; aber eben nicht nur, hängt doch auch der Soulhimmel immer voll mit Streichinstrumenten!) – und Jonny Ebert ist die Klammer, der seine Stöcke wie ein britischer Beatband-Drummer wirbeln lässt.

Am Freitagabend im Degginger feiern die Komets ihren Tourauftakt: Bevor sie weiterfuhren, um tags drauf in Wien im B72 zu gastieren (am 5. Dezember im Heizhaus in Nürnberg und am 7. Dezember in München im Milla Club), genießen sie hier vor vollem Haus und großem Gedränge vor der Bühne ihr Heimspiel. Mit großer Beharrlichkeit haben sie sich eine Fanbase erarbeitet, die die Songs kennt und recht textsicher mitzusingen vermag. Am grandiosesten ist vielleicht nach wie vor jener Moment, wenn Pauli in „Dead End Street“ – einer existenziell bedrohlichen Sackgasse also – sich dem „Daydreaming“ hingibt und sodann ihr motivierendes „Make a move now“ intoniert. Sodann schweigen für den Taktschlag einer Millisekunde alle Waffen. Bis in einer alles ergreifenden Welle ein Sound-Tsunami übers Publikum hereinbricht – und wie aus dem Nichts Rapper Fritz Fisherman auftaucht, um sich seinerseits in der titelgebenden Falle zu finden. Neben ihrem mehrstimmigen Gesang, dem Cello und den grandiosen Kompositionen sind es solche Kleinigkeiten (auch die herrliche Vignette am Ende „so sad“, in der das Klavier das Thema noch einmal variiert), die die Komets zu bedeutend mehr machen als bloßen Lokalmatadorinnen. Die sich an diesem Freitagabend auch nicht zu schade waren, ihren Freunden von Ferge X Fisherman und Nujakasha den späteren Bühnentermin zu überlassen. Der Rezensent unterdessen war da – nach einer langen harten Woche – bereits wieder zu Hause. Und hörte zum Einschlafen noch? Richtig: die Komets! (Peter Geiger)