Mit „Amaré“ gelingt dem Trio um Céline Rudolph, Henrique Gomide und João Luís Nogueira eine musikalische Reise, die zwischen den Gezeiten (a maré) und der Liebe (amar é) schwebt – und dabei eine Klangwelt erschafft, die ebenso zart wie kraftvoll ist. Die Entscheidung, auf Schlagzeug bzw. auf mehr Power zu verzichten, öffnet Raum für Intimität: Stimme, Gitarre und Klavier harmonieren perfekt. Gomides Klavierspiel ist feinfühlig und transparent, Nogueiras Gitarrenlinien fließen wie warme Strömungen, und Frau Rudolphs Stimme – mal hauchzart, mal expressiv – trägt die Lieder mit poetischer Leichtigkeit. Unterstützt wird das Trio von Tponinho Horta (E-Gitarrre) und Teco Cardoso (Sax, Flöten). Jedoch ist „Amaré“ kein bloßes Crossover, sondern ein echtes Dialogalbum: europäische Jazztradition trifft auf brasilianische Musikalität, ohne sich gegenseitig zu überlagern. Es entsteht ein Raum, in dem Klang, Sprache und Emotion gleichberechtigt nebeneinander existieren. Und klar, irgendwann assoziiert man unweigerlich Astrud Gilberto und ihre Mitmusiker Jobin und Getz. „Amaré“ ist ein Album für die leisen Stunden – ein musikalisches Liebesbekenntnis, das berührt, entschleunigt und inspiriert. Keine stilistische Neulandfahrt – aber ein musikalischer Volltreffer, der das Beste aus dem Genre herausholt. (Challenge Records/Bertus) HuGe
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