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Helge Schneider

Kritik zum Konzert am 12. Oktober im Audimax

Live im vollen Regensburger Audimax – eine Insiderkritik von Bernd Schweinar

Helge Schneider betritt die Bühne, macht einen tiefen Schnauferer und allein das genügt, um Gelächter aufbranden zu lassen. Worte? Nicht unbedingt! Ja, manchmal schon und durchaus. Aber alleine die Performance und die Lebensgeschichte genügen, um seine treuen Fans im vollen Regensburger Audimax ab der ersten Sekunde einzusammeln. Schnell ist klar, es wir kein „L.O.T.C.“-Konzert, auch wenn er mit der Couchliebe einsteigt. Und mit „Es hat gefunkt“, mutiert der akustische Betonsarg schnell zum Faradayschen Käfig. Mit elektrifizierendem Spannungsbogen aus musikalischem Zenit und verbalem wie nonverbalem Klamauk – mit durchaus wechselndem Tiefgang. Aber das ist Helge! Und das war Helge schon immer gewesen – seit unserem ersten Aufeinandertreffen vor genau 30 Jahren an gleicher Stelle.

BEE GEES MUSICAL

Die „Ein Mann und seine Musik“-Tour hat wieder irgend etwas spezielles. An der phantastischen Jazz-Gitarre ein Heavy-Metal-Musiker! Sandro Giampietro lässt es ansonsten mit seiner Powermetalcombo „Starchild“ bis auf die Wacken-Bühne krachen. Und der ebenso überragende Leo Richartz am Bass hat seine musikalischen Wurzeln in der Kölner Dommusik gewässert und viele Glanzlichter im Jazz gesetzt. Bei Helge machen beide auf Understatement und bilden einen musikalischen Diwan, auf dem Helge Schneider in seiner Vielseitigkeit – die man auch mit „ai“ schreiben könnte – schwelgt. Maxime: Nur nicht durcheinanderkommen! Einen oder beide Füße an Basstrommel und oder HiHat, eine oder beide Hände parallel am Flügel. Oder das Ganze einfach nur durchgemischt gleichzeitig bedient. Alles irgendwie so verschnörkelt, wie die Schnitzereien an seinem weißen Flügel. Auch ein Abbild seines nur vermeintlich wirren musikalischen Labyrinths im Kopf? Eher kaum! Er war ist und bleibt ein Perfektionist auf der Tonleiter.

BEE GEES MUSICAL

Bei „Texas“ hebt er neugierig schon mal zwischendurch eine Technikklappe des Bühnenfußbodens hoch, um dann aber umgehend anstatt der Colts verbal den Roboter rauchen zu lassen. Auch lehnt er sich an eine fluffig verjazzte „Schicksalsmelodie“ an und lässt dabei schnoddrig mit dem „leidenden Mick-Jagger-Gesicht“ die Bier holende Irgendwas im buchstäblichen Sarkasmus der Mama ersaufen. Ein Programm, irgendwie durch all die Jahre seiner faszinierenden Karriere. Dabei wirkt er mit 70 überaus jugendlich auf der Bühne. Das lag sicherlich auch am Rasierapparat, der die biologischen Furchen offengelegt, aber auch nahbar und freundlicher gemacht hat.

BEE GEES MUSICAL

Die ganze Musik-sehen-Bilderstrecke wieder hier: https://www.allmusic.de/bildergalerie/schneider-helge/