Ralf Blagau ist ein Veteran der ostbayerischen Indie-Szene, sein neuestes Projekt nennt sich Effata. Es startete 2020 als Dark-Folk- und Post-Rock-Trio, verwandelte sich aber bald in die Band in ihrer heutigen Form: ein auffallend kreatives Post-Punk-Duo, zu dem Linn Cleve aus Schweden am Synthesizer hinzukam. Diese Veränderung zeigt sich deutlich auf ihrem kommenden Album „Worldless“ mit acht Tracks, das im August mit einer Deluxe-LP-Pressung veröffentlicht werden wird. Auf dem zweiten quasi Solo-Album wird Ralf Blaga deutlich Synthie-lastiger als zuletzt, aber nicht weniger düster. Auf „Worldless“ navigiert das Duo mühelos zwischen Unmittelbarkeit und Kontemplation und kanalisiert die Dringlichkeit des Post-Punk durch hypnotische Rhythmen und Synth-Texturen. Cleves atmosphärische Klangschichten verschmelzen nahtlos mit Blagaus komplexer Instrumentierung und zaubern eine Musik hervor, die sich gleichzeitig geerdet und ätherisch anfühlt. Die herausragende Single „Tabernacle“ zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich: eine von den späten 80ern inspirierte Powerballade, getragen von klangvollen Gitarren und üppigen Gesangsharmonien, die an Talk Talk und U2 aus der Joshua-Tree-Ära erinnern. Und „Forgetful“ zaubert eine beunruhigende Ruhe, eine gespenstische Hymne an die vergessenen Geheimnisse der Natur. Der Klang ist wunderschön beunruhigend und hüllt den Zuhörer in eine schattenhafte Gelassenheit. Auch die anderen sechs Stücke überzeugen. Mit beteiligt waren an den Aufnahmen noch Matthias Werner (Drums), Manfred Adler (Synthie) und Jan Nass am Bass. Diese Mischung aus Industrial, 80er Noise-Rock und einer Spur melancholischem Country passt wunderbar zu den stets politischen, aber großartigen Texten. Trotz des hohen Anspruchs ans eigene Werk klingt „worldless“ zu keiner Zeit überladen, sondern wuchtig und hypnotisch wie vermutlich gewünscht. Unbedingt reinhören. Gibt’s über Bandcamp natürlich auch digital. (P.Ro)
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