Die Stadt Regensburg verleiht auch 2025 ihren Kulturpreis und die Kulturförderpreise. Die Preise würdigen kulturelle und künstlerische Leistungen, die in einem engen Bezug zu Regensburg stehen. Künstlerinnen und Künstler, Kulturgestalterinnen und -gestalter sowie Kulturinstitutionen konnten für die Auszeichnungen vorgeschlagen werden. Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am 30. Juli 2025 die Preisträgerinnen und Preisträger beschlossen.
Der Kulturpreis der Stadt Regensburg 2025 geht an den Fotografen Stefan Hanke, der damit für sein bedeutsames künstlerisches Schaffen geehrt wird. Der Kulturpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Kulturförderpreise der Stadt Regensburg 2025 zu je 2.500 Euro werden vergeben an die Bildende Künstlerin Lena Schabus, den Bildenden Künstler Koloman Wagner sowie den Verein Campus Regensburg e.V.
Der Kulturpreis wird an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich in hervorragender Weise um das kulturelle Leben der Stadt Regensburg verdient gemacht haben. Der Preis ist die Auszeichnung für ein besonderes Lebenswerk oder eine überragende Leistung im Kulturbereich. Im Jahr 2025 geht der Kulturpreis an Stefan Hanke. Hanke wurde 1961 in Regensburg geboren. Seine Ausbildung schloss er 1983 an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München ab. Seitdem hat er sich stets der Portraitfotografie gewidmet. Die sehr persönlichen Aufnahmen Hankes zeugen von einer ausdrucksstarken und zugleich berührenden Bildsprache. Durch die Bildkomposition und die Begegnung mit dem vor der Kamera stehenden Menschen gelingt es Stefan Hanke, jedem einzelnen Portrait eine einzigartige Strahlkraft zu verleihen, die die Aufmerksamkeit der Betrachtenden bannt und fordert.
Besonderen Stellenwert in Hankes vierzigjährigem fotografisch-künstlerischen Schaffen nimmt das fotografische Werk „KZ überlebt“ ein, das über 120 bewegende Portraits von KZ-Überlebenden zeigt. Seine Recherchen führten ihn durch ganz Europa. Hanke reiste in zahlreiche Länder, um die letzten Überlebenden nationalsozialistischer Konzentrationslager aufzusuchen und ihre Geschichten und Lebenserzählungen in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Porträts festzuhalten. „Jeder Aufnahme scheint das fast Unmögliche zu gelingen: Individualität, das ganz Persönliche und ein einzigartiges Lebensschicksal darzustellen und zugleich ein Zeichen und Sinnbild zu schaffen.“ (FAZ) Dr. Eckart Dietzfelbinger, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg, stellt den herausragenden Beitrag der Ausstellung in der deutschen Erinnerungskultur heraus, „zu deren unverzichtbarer Bestandteil in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus die Achtung und Würdigung der KZ-Überlebenden gehört. Sie gründet auf einer tiefen humanistischen Werteorientierung. Künftigen Generationen bietet sie anhand der Lebensgeschichten der Überlebenden die Möglichkeit der Sensibilisierung für Bedrohungen der Menschheit mittels Staatskriminalität und Krieg.“
Auch Stefan Hankes Engagement für die Bildungsarbeit und die Vermittlung der Geschichte an jüngere Generationen und seine pädagogische Arbeit tragen maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für historische Ereignisse zu schärfen.
Stefan Hanke wurde für seine künstlerische Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet. 1987 erhielt er für das Projekt „Bilder aus der Provinz. Porträts aus der Oberpfalz“ den Bayerischen Fotopreis, im Jahr darauf den Kodak Fotobuchpreis für den Bildband „Menschen einer deutschen Stadt“, der seiner Heimatstadt Regensburg gewidmet ist. 2004 verlieh ihm die Stadt Regensburg den Kulturförderpreis, 2013 folgte der Kulturpreis des Landkreises. 2017 wurde ihm schließlich die Wilhelm-Hausenstein-Ehrung für Verdienste um kulturelle Vermittlung durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München zuteil.
Hankes oft langjährige fotografischen Projekte zeugen von enormer künstlerischer Kraft. Sie haben das kulturelle Leben der Stadt Regensburg und der Region Oberpfalz außerordentlich bereichert. Unter Berücksichtigung des gesamten Oeuvres mit weit mehr als 40 Einzelausstellungen, zahlreichen Bildbänden und Katalogen ist Stefan Hankes künstlerisches Wirken von besonderer Bedeutung und von besonderer Strahlkraft. „Kein Fotograf dieser Region kann auf ein so kontinuierliches und konzeptionelles Werk mit dieser großen Außenwirkung blicken“, bezeugt der Bildende Künstler Paul Schinner, selbst Kulturpreisträger der Stadt Regensburg im Jahr 2016.
Drei Kulturförderpreise in den Bereichen Bildende Kunst, Film sowie Darstellende Kunst und Theater vergeben.
Die maximal drei zu vergebenen Kulturförderpreise werden unter Berücksichtigung des künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchses an Personen oder Vereinigungen verliehen, die das kulturelle Leben in der Stadt gestalten und fördern.
Den ersten Kulturförderpreis erhält Lena Schabus für ihr vielbeachtetes und signifikantes künstlerisches Wirken im Bereich der Bildenden Kunst. Lena Schabus, 1990 in Hutthurm bei Passau geboren, studierte Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung, Medienwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Regensburg. Ihr Werk überzeugt mit einer außergewöhnlichen ästhetischen Sprache im Medium der Fotografie, das sie mit digitalen Bearbeitungstechniken in eine eigene künstlerische Ausdrucksform überführt. Diese individuellen Bildcomposings greifen komplexe Themen des Anthropozäns wie Globalisierung, Digitalisierung, Urbanisierung, Klimakrise oder Massentourismus auf und münden in dystopischen Zukunftsvisionen einer Zivilisation, die ökologische wie gesellschaftliche Verantwortung vermissen lässt.
In ihren eindrucksvollen Arbeiten gelingt es Lena Schabus, den Blick auf drängende Fragen zu lenken und deren visuelle Narrative neu zu formulieren. Dabei präsentiert sie keine fiktiven Szenarien, sondern lediglich verdichtete Versatzstücke realer Orte, deren eigener Lokalkolorit spürbar bleibt. Ihre Werke stehen für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Welt, die sowohl ästhetisch als auch inhaltlich nachhaltig wirkt. So entwickelt Lena Schabus eine autarke Position, die technisches Können, gesellschaftliche Relevanz wie stilistischen Wiedererkennungswert vereint.
Koloman Wagner wurde 1992 in Hallein (Österreich) geboren. Nach einem Stipendium an der Kunstakademie Bad Reichenhall studierte er Physik an der Universität Regensburg und promovierte anschließend. Diese akademische Ausbildung stellt die Grundlage seines künstlerischen Schaffens dar, in dem neben der formal-ästhetischen Gestaltung die wissenschaftlich-analytische Herangehensweise eine zentrale Rolle spielt. Seine Arbeiten verbinden Kunst, Musik, Handwerk, Technologie und Wissenschaft zu einem interdisziplinären Ansatz, der Skulptur, Grafik, Tanz und algorithmische Komposition miteinander verschmelzen lässt.
Campus Regensburg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2008 von Studierenden der Universität sowie der OTH gegründet wurde und seitdem ehrenamtlich getragen wird. Der Verein zählt rund 50 aktive Mitglieder, die sich mit großer Leidenschaft für Kunst und Kultur am Campus und darüber hinaus engagieren. Herzstück des Vereins ist das Campusfest, das seit 2009 jährlich zwischen Universität und OTH stattfindet. Das Campusfest zählt mit über 10.000 Besuchenden jährlich zu den größten selbstorganisierten Studierendenfestivals in Deutschland. Es ist offen, kostenlos und barrierearm und bietet damit einen niedrigschwelligen Zugang zu Kunst und Kultur für ein breites Publikum. Im Mittelpunkt steht ein vielfältiges Musikprogramm auf mehreren Bühnen mit einem besonderen Fokus auf die Förderung junger Künstlerinnen wie Künstler, unter bewusster Beachtung der Geschlechtergerechtigkeit und der Vielfalt im Line-up bei der kuratorischen Auswahl. Ebenso stehen eine Kulturbühne mit Poetry Slams, Karaoke und Performances, Mitmach-Workshops, ein breites Sportangebot und Infostände von über 50 Fachschaften, Initiativen und Vereinen auf dem Programm. Für seine Arbeit im Bereich Jugend und Soziales sowie sein Engagement für kulturelle Teilhabe und den gesellschaftlichen Dialog wird der Verein nun mit dem Kulturförderpreis 2025 gewürdigt.
(Fotokredit: Hanke)