Wer es schafft gut 100 Minuten wie im Flug vergehen zu lassen, ohne dass man sich langweilt und danach sehr gut unterhalten fühlt, ist ein richtig Großer. So wie gestern Samu Haber mit seiner Soloband zum Auftakt des viertägigen Schlossparkfestivals in Schwarzenfeld. Der megasympathische Finne, bekannt aus The Voice of Germany bzw den Älteren unter uns als Gründer und Leadsinger der leider aufgelösten Sunrise Avenue, bewies nicht nur, dass sicher nicht alle Skandinavier eher unterkühlt/reserviert sind, sondern beeindruckte mit seinen vorzüglichen Deutschkenntnissen, weshalb alle Ansagen und lustigen Geschichten dann auf deutsch dargeboten wurden. Musikalisch gab es eine flotte Mischung aus Pop, Rock, Dancefloor (beim gleichnamigen Song) und einer schönen Pianoballade, gespielt von seinem Special Guest Jennifer Lynn und im Duett mit ihr gesungen: „You destroyed my life“. Witzig auch das Mutter/Tochter-Gespann, welches er dank deren „Süßigkeiten Werbung“ bei „Hollywood Heels“ zum Vortanzen auf die Bühne ganz nach vorne holte. Die Bestechung mit der Packung Süßigkeiten hat geholfen. Die Setlist bestand zu 85% aus Liedern seines aktuellen Soloalbums „Me free my Way“ inklusive aller bis dato daraus veröffentlichter Singles, den wohl bekanntesten vier Sunrise Avenue Songs „Hollywood Hills“, „Fairytale gone bad“, „Livesaver“ und „Heartbreak Century“, die dann auch mir geläufig waren (sollte mir endlich seine Solo CD kaufen). Mit „23“ wurde die Zukunft angekündigt, da neue Single, das rockige „Hometown Gang“ gibt es nur auf dem Soundtrack des finnischen Films „Grump“ und den finnischen Song habe ich dann wie so ziemlich alle nicht verstanden. Lustig. Leider begann es bei den beiden Zugaben dann doch zu schütten, weshalb ich die nur noch bei der Flucht zum Parkplatz gehört habe.
Als Vorprogramm überzeugte die bereits erwähnte Jennifer Lynn, Gewinnerin von The Voice 2024, solo mit starkem Pianospiel und noch stärkerer Stimme. Erinnert mich an eine Mischung aus Jewel und Sarah McLachlan, wobei sie leider fast nur Cover Songs von Journey, Fleetwood Mac oder den 4 Non Blondes am Start hatte. Dennoch schöne 30 Minuten, die mir auch die brutal nervige Menge an dauerschnatternder Frauen hinter mir nicht vermiesen konnte, und die irgendwie Lust auf eine eigene CD von ihr machten.
Zwei Kritikpunkte zum Festival: Zum Einen war die Ausleuchtung nach dem Konzert vom Schlosspark zur Brücke, und dann weiter vorne den fast Feldweg entlang und auch dem Parkplatz suboptimal bzw nicht vorhanden. Somit besser eine Taschenlampe mitnehmen. Zum Anderen wurde im Vorfeld, meines Wissens nach, nicht kommuniziert, dass der Parkplatz, ein wohl erst kurz vorher abgemähtes unbefestigtes Stück Maisfeld, 4 Euro Parkgebühren kostet. Nichts tragisches, gehört sich aber. Zudem war der auch noch locker eineinhalb Kilometer entfernt, was bei dem heftigem Platzregen nicht lustig war. Dafür war zumindest die Anfahrt sehr gut ausgeschildert. (HJH)