Die Southern-Rocker aus Kalifornien melden sich zurück – sie haben anscheinend inzwischen einen vollen Lauf, innerhalb von zwölf Monaten gibt’s immer ein neues Album. Nach „Ride into the light“ vom August 2023 folgte im Juni 2024 „Red Moon Rising“ und jetzt kommt im August mit „Heartbreaks & Last Goodbyes“ bereits der neunte Longplayer dieser Band. Wie gewohnt melden sich Robert Jon & The Wreck mit rauchigem Southern-Rock, harmonischen Twin-Gitarren und jeder Menge Herzblut zurück. Produziert wurde von keinem Geringeren als Dave Cobb (Chris Stapleton, Jason Isbell, Rival Sons) und veröffentlicht wird wieder über Joe Bonamassas Journeyman Records. Auf „Heartbreaks & Last Goodbyes“ trifft ihr erdiger Southern-Rock auf eine neue klangliche Präzision – direkter, durchdachter, mit emotionaler Tiefe. Statt zwischen Terminen in Los Angeles zu hetzen, lebte die Band für die Aufnahmen gemeinsam im Studio in Savannah, Georgia – schrieb, spielte, überarbeitete Songs, atmete Musik. „Es war eine unglaubliche Erfahrung, mit Dave zu arbeiten“, sagt Sänger Robert Jon Burrison dazu. „Er ist jemand, dessen Arbeit wir seit Jahren respektieren. Von Anfang an hatten wir das Gefühl, am richtigen Ort zu sein – raus aus der Routine, rein in den kreativen Flow.“ Und für Bassist Warren Murrel war das gemeinsame Wohnen im Studio ein echter Wendepunkt: „Zum ersten Mal in unserer Geschichte konnten wir ohne Ablenkung arbeiten – keine Deadlines, keine Staus, kein Stress. Nur wir und die Musik. Cobb hat uns angetrieben, die Songs wirklich zu durchdringen. Das hat vieles verändert.“
Das Ergebnis ist ein Album, das seine Wurzeln kennt – aber nicht stehen bleibt. Zwischen staubigen Riffs, treibenden Grooves und tiefgründigen Texten erzählt die Band von Liebe, Verlust, Brüchen und Neuanfängen. Gemischt wurde das Ganze von Greg Gordon, der u. a. mit Sturgill Simpson und Stapleton gearbeitet hat. „Diese Songs sind ein ehrliches musikalisches Abbild dessen, wer wir heute sind“, sagt Henry James. „Es geht um Liebe, Freundschaft, Schmerz und Erkenntnis – in all ihren Schattierungen.“
Gutes Beispiel dafür ist „Highway“ – der Track kombiniert Twin-Gitarren, sehnsüchtige Vocals und cineastische Weite zu einem Midtempo-Stampfer, der sofort hängen bleibt. „Ursprünglich entstand der Song ganz reduziert bei Henry auf der Couch“, erinnert sich Burrison. „Mit Cobb hat er dann eine neue Dringlichkeit bekommen – schneller, größer, intensiver.“ Auch Gitarrist Henry James zeigt sich begeistert: „Dave brachte eine emotionale Direktheit und Spontaneität rein, die uns nochmal neu herausgefordert hat. ‘Highway’ ist ein Song, der richtig reinhaut – und trotzdem berührt.“ Das trifft auch auf die anderen neun Tracks zu. So bringt auch „Sittin‘ Pretty“ all das auf den Punkt: Wilde Riffs, eine wummernde Hammond-Orgel und eine unermüdliche Rhythmussektion erzeugen rohe Energie und Drive. „Der Song entstand aus einer Jam-Session – kraftvoll, dreckig, ehrlich“, so Burrison. James ergänzt: „Wir haben das Arrangement gemeinsam mit Dave weiterentwickelt, ein bisschen aufs Tempo gedrückt – und dann fast in einem Take aufgenommen. Was dabei rausgekommen ist, ist purer Southern Rock mit Vintage-Flair.“ Mit „Ashes in the Snow“ wird es dann gefühlvoller. Eine Ode an die Zerbrechlichkeit von Beziehungen – und an die Kraft der Liebe. „Der Song erinnert daran, dass Liebe das Wichtigste ist“, erklärt Burrison. Der Track verbindet Slide-Gitarren, Harmoniegesang und satte Keyboardflächen zu einer Hommage an den Rock der 70er – atmosphärisch, nahbar, tiefgründig. „Er war einer der ersten Songs, die wir für das Album geschrieben haben“, erinnert sich James. „Dave hat ihn noch spontaner gemacht – sogar selbst Gitarre beigesteuert.“ Ein weiteres Highlight: „Long Gone“, ein energiegeladener Mix aus Blues, Soul und Rock. Entstanden mit John Oates (ja, der John Oates) in Nashville, entwickelt sich der Track im Studio zum Dampfhammer. „Ursprünglich ganz anders gedacht, aber dann haben wir alles über Bord geworfen – und ihn einfach rausgehauen“, so James. „Wenige Takes, pure Energie.“
In zehn fesselnden Tracks erkunden Robert Jon & The Wreck hier die gesamte emotionale Bandbreite – mit donnernden Riffs, messerscharfen Grooves und einigen ihrer bisher fesselndsten Texte. „Dieses Album ist ein ehrliches musikalisches Spiegelbild dessen, wer wir heute sind“, fügt Henry James hinzu. „Geschichten von gescheiterter und glücklicher Liebe, von Kameradschaft, Entfremdung, gelernten Lektionen, dunklen Schatten und hellen Lichtern – alles in einem.“ (Journeyman Records) P.Ro
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