altemaelze

Shattered By A Terrible Prediction

Abraxas

Underground-Material aus Baden-Württemberg

Und wieder richtiges Undergroundmaterial, von Neudi ausgegraben wurde für sein Golden Core Label: Heute widmen wir uns der Band Abraxas, welche 1985 in Mössingen aus der Taufe gehoben wurde und leider nur acht Jahre aktiv war. In der Zeit brachte man es immerhin auf ein Album „The Liaison“, welches 1993 nur in Japan veröffentlicht wurde und erst fünf Jahre später auch in Europa unter neuem Titel mit neuem Master plus Bonus Tracks via Limb als „Tomorrow’s World“ erhältlich war. Da war die Band aber eigentlich schon Geschichte. Wir spulen zurück zum Beginn der Band, die nach der Gründung durch Jan Müller und Heiko Burst nach einigen Umbesetzungen (das erste Demo „Vampire“ wurde in anderer Besetzung eingespielt) mit dem 15jährigen Gitarristen Oliver Minder und Sänger Joachim Hittinger die für die CD hier titelgebende 21 Minuten lange EP in Eigenregie einspielten (es gab 1000 Stück davon) und bei Konzerten verkaufte. Geboten wurde hier der noch eher für die Zeit typische Heavy Metal Helloween‘scher Prägung („The Chosen One“ erinnert stark an „How many Tears“), Power Metal á la Heaven‘s Gate (das mit fettem Bass versehene „When the time has come), schnupperte aber auch schon leicht an US Metal der Sorte Agent Steel („Taken by the Past“). Der Gesang ist noch etwas charmant holprig, hat einen fetten deutschen Akzent und war für höhere Weihen nicht wirklich geeignet, passte aber zur noch recht undergroundigen Band, die ansonsten sehr spielfreudig zu Werke geht. Ziemlich cheesig sind aber diese gesprochenen Passagen bei einigen der vier Songs. Nachdem die Stimmbandprobleme sich nicht besserten wurde für das nächste Demo Chris Klauke als Sänger verpflichtet, der vorher bei Mania sang, die es auf zwei sehr empfehlenswerte Veröffentlichungen Ende der 80er Jahre brachten. Durch seinen Gesang (sehr hoch, aber dennoch melodisch), aber auch die Hinzunahme eines Keyboarders sowie anderen Gitarristen, veränderte sich die Musikrichtung mehr und mehr und somit sind wir dann bei Demo #2 „Signs“ gelandet, welches den zweiten Teil der CD darstellt und als Bindeglied zum einzigen Album verstanden werden sollte. Jetzt gibt es eher progressive Metal auf die Ohren, die teilweise noch mehr Richtung US Metal schielen als vorher. Immer wieder werden coole, fast schon jazzige Bassparts eingestreut, die Gitarrensoli werden länger und auch ausgefeilter und der Gesang ist nun konkurrenzfähig. Das über siebenminütige „Euphoria“ mit seinen längeren ruhigen Passagen könnte so auf dem zweiten Realm Album stehen, das sich auch über fünf Minuten bewegende „Stolen Memories“ passt gut zu Lethal, die Ende der 80er Jahre mit „Programmed“ eine klasse Scheibe ablieferten. Der Titelsong schielt Richtung härtere Queensryche, wobei Sänger Chris den Vergleich mit Geoff Tate bestehen kann, während sich die beiden restlichen, kürzeren Tracks eher nach Helloween zu „Keeper Zeiten“ und somit nach Michael Kiske bzw. Axxis (das orientalisch angehauchte „Crusaders Prayer“) anhören. Der Rest ist dann Geschichte. Die beiden Scheiben wurden von Neudi für CD bzw. LP sehr ansprechend remastered bzw. von Patrick Engel von Tape restauriert und um zwei instrumentale Stücken bei der CD erweitert. Nett, aber muss ich nicht unbedingt haben. Schade, dass es hier keinen Gesang dazu gibt. Schade auch, dass es die restlichen Demos nicht auf die CD geschafft haben. Vielleicht existieren sie auch nicht mehr oder die noch lebenden Mitglieder, Gitarrist Oliver starb leider 2022, wollten sie nicht veröffentlicht sehen. In Summe gibt es von meiner Seite verdiente fünf Punkte auch hinsichtlich der wie immer vorbildlichen Aufmachung. Fans der erwähnten Bands plus Gamma Ray. Rage, Blind Guardian oder auch Chroming Rose kommen hier auf ihre Kosten und legen sich diese kultige CD zu. Das Album an sich gibt es auch noch für recht kleines Geld gebraucht zu erwerben. (Golden Core) HJH

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