Gute vier Jahre lag die britische Band Inglorious auf Eis, da der grandiose Sänger Nathan James (der auch immer wieder klasse melodiöse Refrains im Repertoire hat, wie man hier wieder hören kann) viele andere Verpflichtungen hatte. Nun gibt es endlich Album Nummer 5 mit dem sinnvollen Titel „V“ und außer ihm ist niemand mehr an Bord von früher. Der ehemalige Bassist Colin Parks kam dafür zurück und zeigt, wie man den Songs einen fetten und manchmal gar funkigen („Stand“) Ton verpasst. Zudem bringt er immer wieder coole Keyboardparts mit ins Spiel und unterstützt, leider nicht so stark wie gehofft, an der zweiten Gitarre. Im Mix, das Album ist richtig top produziert, ist er neben der Stimme wirklich sehr prägnant. Der neue Mann an der Gitarre, Richard Shaw, der vorher einige Jahre bei Cradle of Filth eher im Black Metal-Bereich tätig war, bringt zwar schöne Gitarrennoten ins Gesamtbild und auch geschmackvolle, passenden Soli. Leider sind diese jedoch arg kurz ausgefallen und bei einigen Tracks gibt es dann nur schwere Riffs im Angebot, die die Mucke öfter mal in die Heavy/Alternative Metal/Rock Richtung schieben. Wer sich für Bands wie Dead Daisises, Black Country Communion, Alter Bridge bzw. Myles Kennedy aber auch Disturbed oder FFDP erwärmen kann, liegt beim Einstiegstrio der Scheibe schon mal goldrichtig. Mit dem Vocoderstimmenverzerrten und leicht punkig/rumpeligen (im positiven Sinn) „Say what you wann say“ gibt es sogar ein kleines musikalisches Experiment Richtung Ministry light. Die Balladenfraktion wird auch sehr üppig bedient. Wir sprechen hier aber natürlich nicht von der klassischen Lagerfeuerballade, auch wenn es akustische Gitarren und ruhige Stellen gibt, sondern meine eher rockig ausgerichtete („Believe“ erinnert an Thunder, „Silent“ im Refrain usw. an Survivor und „Power of Truth“). ´Der Rest schippert dann in bekannten Hard Rock Gewässern, wobei mir hier vor allem das fast schon The Sweet-artige, leicht poppige „In your Eyes“ und das mit dem besten Soli ausgestattete „End of the Road“ am meisten zusagen. Unterm Strich bleibt ein tolles „Comeback“ übrig, das mit etwas mehr Schmackes im Gitarrenbereich noch höher als die fünfeinhalb Sterne bewertet worden wäre. (Frontiers) HJH
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