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Black & Gold

Joanne Shaw Taylor

Damit setzt Taylor ihren Weg fort – kompromisslos, leidenschaftlich und mit einer klaren Vision für die Zukunft.

Joanne Shaw Taylor ist heute eine der prägenden Stimmen des modernen Bluesrock. Angefangen hat es mit dem Debut „White Sugar“ von 2009 der britischen Sängerin/Gitarristin, seitdem folgten etlichen Alben bis zum aktuellen zehnten Studioalbum „Black & Gold“, das im Juni erscheint. „Ich wusste, dass dieses Album ein Meilenstein für mich wird“, sagt Taylor. „Mein zehntes Studioalbum – das fühlt sich an wie das Ende eines Kapitels und der Auftakt eines neuen.“ Bewusst habe sie sich darauf eingelassen, musikalisches Neuland zu betreten. Sie wolle sich nicht wiederholen, sondern weiterentwickeln. „Einige Songs musste ich einfach für mich selbst schreiben. Es ging darum, Themen aufzugreifen, die ich lange umgangen habe. Ein Befreiungsschlag – künstlerisch wie persönlich.“ Ein Beispiel dafür ist „Hold Of My Heart“, ein Stück über den Mut, einem engen Freund die eigenen Gefühle zu gestehen – und die Unsicherheit, die damit einhergeht. Die renommierte Musikerin Sav Madigan steuert hier ihre filigrane Geigenkunst bei. Noch persönlicher wird es in „Grayer Shade Of Blue“: „Der Song handelt von einer Freundschaft, die über ein Jahrzehnt währte und plötzlich endete – ohne Erklärung, ohne Abschied“, erzählt Taylor. „Dieses Lied war mein Weg, das für mich abzuschließen.“ Doch „Black & Gold“ bleibt nicht nur bei leisen Tönen. „Hell Of A Good Time“ etwa konterkariert den Titel mit einer ernüchternden Botschaft: „Wenn man sich jedes Wochenende exzessiv betrinkt, steckt dahinter meist mehr als nur Partylaune – oft ist es eine Flucht.“ Die jüngst veröffentlichte Single „What Are You Gonna Do Now?“ wiederum ist ein unmissverständlicher Befreiungsschlag aus den Fängen einer toxischen Beziehung. „Ich habe lange geschwiegen“, so Taylor. „Jetzt nicht mehr.“ Der Song, getragen von treibenden Gitarrenriffs und beißender Lyrik, rechnet gnadenlos mit Manipulation und emotionalem Missbrauch ab. „Black & Gold“ verbindet also klassischen Bluesrock mit Americana, Indie-Rock und einer Prise 80er-Jahre-Retro-Pop. Das Album changiert zwischen rauen Rockhymnen und tiefgehenden Balladen, bleibt dabei aber stets ihrem unverkennbaren Stil treu. Inhaltlich kreist es um Beziehungen, Verlust, Resilienz – und den unaufhaltsamen Prozess der Selbstfindung. Joanne Shaw Taylor hat mit „Black & Gold“ ein Album geschaffen, das ihr Standing als eine der innovativsten Künstlerinnen des Bluesrock zementiert. Von Kevin Shirley meisterhaft in Szene gesetzt, dürfte diese Veröffentlichung ein neues Kapitel in ihrer beeindruckenden Karriere aufschlagen. (Journeyman Records) P.Ro

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