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Merrily We Roll Along

Premiere am 24. Mai im Theater am Bismarckplatz – Deutsche Erstaufführung

Musical: Musik und Gesangstexte von Stephen Sondheim, Buch von George Furth basierend auf dem Schauspiel von George S. Kaufman und Moss Hart, Orchestrierung von Jonathan Tunick, Deutsch von Sabine Ruflair und Jana Mischke (2024)

Merrily – so glücklich, wie es der Titel dieses eher unbekannten Musicals von Stephen Sondheim suggeriert, ist die Geschichte keineswegs. Sie erzählt im Gegenteil vom Zerbrechen einer langen Freundschaft, geschuldet der Suche nach Ruhm und Erfolg. Die Karriere von Franklin Shepard (Andreas Bieber), dem reichen und berühmten Filmproduzenten, steht am Höhepunkt seines Erfolgs. Gleichzeitig markiert dieser Punkt das Ende der langjährigen Freundschaft mit seinem Partner Charley (Felix Rabas), und auch seine zweite Ehe steht vor dem Aus. Dieser Endpunkt steht am Anfang der Musicalhandlung und führt in verschiedenen Etappen zum Beginn einer wunderbaren Beziehung zwischen den beiden Freunden, die ergänzt wird von der Autorin Mary (Friederike Bauer), die zwar in Frank verliebt ist, ihre Liebe aber von diesem nicht gesehen wird. In den Rückblenden wird die konträre Entwicklung der beiden Protagonisten gezeigt, Wunsch und Suche nach Erfolg einerseits und das Festhalten an der jugendlichen Freundschaft, die dieses Streben nach Ruhm nicht überlebt.

Unter der Regie von Sebastian Ritschel wird die Handlung in die glitzernde Show-Fassade der Unterhaltungsindustrie gesetzt. Glitzerkostüme und Discokugeln wetteifern um Aufmerksamkeit, alles in kaltem Schwarz-Weiß gehalten, das die Kälte der Beziehungen manifestiert. Lediglich Franklin sticht durch seinen fliederfarbenen Anzug und die blonde Haartolle heraus und zeigt dadurch wohl seinen unbändigen Wunsch nach Bewunderung und Erfolg. Dieses Show-Element wird glänzend umgesetzt vom hochmotivierten Ensemble. Neben Andreas Bieber, Felix Rabas und Friederike Bauer glänzen im Glitterkostüm Adriana Locke aös Gussie Carnegie, Alejandro Nicolás Firlei Fernandez als Produzent und Nina Weiß als erste Ehefrau von Franklin. Ebenso singt und tanzt das Ensemble als beeindruckende glitzernde Background-Gruppe. Und dennoch fehlt etwas, die opulente Show wirkt seltsam distanziert. Der coole, rhythmische Sound von Broadway-Produktionen bleibt ohne erkennbaren Höhepunkt, der Musical-Sprechgesang bietet wenig Abwechslung, eine eingängige Melodie, die „im Ohr“ bleiben könnte, fehlt. Das kann auch die Schlussnummer „Wir sind dran“ (Our time) nicht ändern, das musikalische „Wohlfühl-Erlebnis“, wie es im Programmheft genannt wird, will Sondheim nicht liefern.

Dennoch war das Premierenpublikum begeistert von der Vorstellung. Es honoriert damit auch den Ansatz der Intendanz, den Kanon des Theaterrepertoires zu erweitern auf unbekannte, anspruchsvolle und zeitgemäße Werke. Die Besucherzahlen sowie der Titel als Staatstheater geben diesem Bestreben recht. (arm)

Fotokredit: Theater Regensburg

Weitere Aufführungen am 28.5., 3.6., 5.6., 17.6. und 19.6. sowie ab Oktober