Dass aus Finnland nicht nur Black-, Power- oder Symphonic-Metal kommt beweist das Trio Falcon Trails mit ihrem englischen Sänger auf ihrer Debüt Scheibe „Coming Home“. Kaum zu glauben, dass dieses Album eigentlich schon fünf Jahre alt ist und erst Ende Juli 2024 veröffentlicht wird. Ausgestattet mit einer warmen Produktion gibt es hier zehn Mal groovigen Classic Rock mit viel Soul, Funk und Rock, beeinflusst von den 70er Jahren (die restlichen zwei Songs fallen aus dem Rahmen) und hier besonders von Deep Purple und deren ungeliebten Album „Come and taste the Band“. Genauso hört sich der Großteil des Materials auch an, wenn man den eher durchschnittlichen, aber mit coolen Aerosmith Mundharmonika-Reminiszensen versehenen, Einstieg in das Album „Fastlane“ mit seinem grausigen Drumsound Marke Frontiers Rec. überstanden hat. Gleich Track #2 „Feel“ gibt dann die Richtung vor. Souliger Gesang der Marke Glenn Hughes (feine weibliche Backing Vocals gibt es leider nur bei drei Songs dazu), funky Gitarrenlicks und Soli wie sie Tommy Bolin zelebriert hat. „The Way we Want“ verschmelzt den bluesigen Gary Moore mit der Whitesnake Phase Ende der 70er, während „Devotion“ mit seinen Slap Bass Passagen Level 42 ins Spiel bringt, wo dann Dan Reed mit seiner Network den Funk Rock Meister gibt. Das nachfolgende „Caught“ wäre wiederum erneut ein Highlight auf der bereits erwähnten Deep Purple Scheibe gewesen und steht einem „You keep on Moving“ oder „Getting Tighter“ in nichts nach, wenn man so wie ich das Album richtig klasse und ungewöhnlich findet. Zurück zum basslastigen Blues Rock (wir sprechen hier aber vom eher rockigen Blues der Marke Joe Bonamassa) führt uns der programmatisch betitelte „Winter’s Blues“ (die leicht weihnachtliche Stimmung ist etwas schräg, wenn man sich den Song im Sommer anhört) mit klasse Hammond Orgel Part und vor allem vor allem klasse Gitarrensolo. „Last Hearts of Fire“ mit seinem R&B Einschlag führt uns nochmal kurz zurück zu Whitesnake bzw. eigentlich fast schon eher zu Bobby Bland, dessen „Ain’t no Love in the Heart of the City“ hier Pate stand. Warum danach gleich zwei klasse Balladen hintereinander gepackt wurden erschließt sich mir nicht so ganz, denn das hätte man doch besser verteilen können. „Safe in my Arms“ geht Richtung Gospel Musik, den man oft in amerikanischen Gottesdiensten hört mit viel Piano, Streichern und Gary Moore Gedächtnissolo, während „Stars“ dann eher den Gary Moore Blues mit einfließen lässt und so an „Still got the Blues“ erinnert, ebenfalls mit schönen Streicherparts. Der Rauswerfer aus dem Album „Sapphire Sky“ ist dann noch ein kurzes Instrumental, das ob seiner fließenden Gitarrensoloparts glatt von Michael Schenker selbst stammen könnte. Von den beteiligten Musikern kenne ich tatsächlich nur den Briten Lee Small (aktuell Bass bei The Sweet, aber auch schon Sänger von Shy, Phenomena und Lionheart), der mit seiner wandelbaren Soul- und Funklastigen Rock Stimme (Glenn Hughes trifft auf David Coverdale) den Songs seinen Stempel aufdrückt. „Bandleader“ Mika Grönholm dagegen hat mit seiner selbstbetitelten Band schon einige eher Power Progrock-lastige Alben veröffentlicht, wo Lee Small ebenfalls drauf gesungen hat und Drummer Tom Rask ebenfalls seine Stick schwang. Unterm Strich reicht das Gehörte dann locker für sechs Sterne und eine absolute Kaufempfehlung. Das irgendwie coole Cover passt zudem wie die Faust aufs Auge. Musik zum Cruisen auf den Highways Amerikas. (Metalville) HJH
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