altemaelze

Ohio Players

The Black Keys

Zwischen Garagen-Stomp und reifen Songwriting-Fokus

Seit ihrem Durchbruch vor gut eineinhalb Jahrzehnten mit „Brothers“ haben Sänger/Gitarrist Dan Auerbach und Schlagzeuger Patrick Carney (anfangs spielten nur die Beiden auf den Alben) eine Reihe von Scheiben veröffentlicht, auf denen sie gleichzeitig versucht haben, ihre begrenzte musikalische Palette zu erweitern, ohne sich zu weit von dem ursprünglichen, auf Blues basierenden Rock ’n‘ Roll zu entfernen, der sie berühmt gemacht hat. All dies hat dazu geführt, dass sich die fünf Alben, die seit dem dicht gepackten 2011er Nachfolger „El Camino“ veröffentlicht wurden, oberflächlich gesehen ein wenig ähneln, darunter auch ihr aktuell zwölfter Longplayer, das jetzt erschienene Opus „Ohio Players“. Erst beim wiederholten Hören kommen die Feinheiten zum Vorschein. Doch für eine Band, deren Ruf so sehr mit einem bestimmten Sound verbunden ist, waren die Black Keys über all die Jahre hinweg offen für eine Erweiterung ihres Horizonts (ihr vier Alben umfassender kommerzieller und kreativer Höhepunkt mit dem Produzenten Danger Mouse dokumentiert das). „Ohio Players“ – eine Anspielung auf die in Dayton ansässige Funkgruppe aus den 70ern und den Geburtsstaat der Black Keys – liegt irgendwo zwischen dem ungefilterten Garagen-Stomp ihrer frühen Platten und neueren Umwegen, die einen reiferen Songwriting-Fokus widerspiegeln. Dazu haben sich Auerbach und Carney einige gute Freunde und Kollaborateure ins Studio eingeladen. Neben Rock-Größen wie Noel Gallagher und Beck sorgen auch die Rapper Juicy J und Lil Noid für ordentlich Abwechslung auf den 14 neuen Stücken. Mit dem Eröffnungsstück „This Is Nowhere“ präsentieren Auerbach & Co. den vielleicht poppigsten Song, den sie je aufgenommen haben, mit Handclaps, surrenden Synthesizern, klingendem Background-Gesang und einer radiotauglichen Hook, die meilenweit von den Kellern in Akron entfernt ist, wo sie ihre Anfänge hatten. „Don’t Let Me Go“ bleibt dem tiefen Eintauchen der Ohio Players in den Soul der 60er und 70er Jahre treu, ebenso wie eine mit Streichern versehene Coverversion von William Bells „I Forgot to Be Your Lover“. Die zwei Songs mit Noel Gallagher – „On the Game“ und „Only Love Matters“ – lenken vom Thema des Albums ab und tragen den unverkennbaren Stempel des Oasis-Songwriters, und „Beautiful People (Stay High)“ klingt eher, als wäre es aus dem Regal von Co-Autor Beck gestohlen worden, als eine neue Zusammenarbeit mit Auerbach und Carney. Beck taucht auch auf „Paper Crown“ zusammen mit dem Rapper Juicy J auf, während „Live Till I Die“ viel zu sehr an Neil Youngs „Cinnamon Girl“ angelehnt ist. Meistens jedoch klingt Ohio Players wie ein Black Keys-Album: „Please Me (Till I’m Satisfied)“ und „Read Em and Weep“ könnten wahllos aus deren zwei Jahrzehnte umfassenden Katalog entnommen worden sein. Fazit: „Ohio Players“ fängt großartig an, verliert aber im Laufe des Albums etwas von seinem Enthusiasmus, bleibt aber insgesamt ein recht eingängiges Album mit vielen neuen Einflüssen. (Nonesuch) P.Ro ****/*

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