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Invincible Shield

Judas Priest

Kein typisches Spätwerk, sondern ein Opus voller Qualität und Daseinsberechtigung!

Gegründet im Jahr 1969 in Birmingham (eine Gegend, die heute von vielen als Geburtsstätte des Heavy Metal angesehen wird), bildeten Rob Halford, Glenn Tipton, K.K. Downing und Ian Hill (gemeinsam mit diversen über die Jahre wechselnden Schlagzeugern) den Kern dessen, was in der Folgezeit das Gesicht des Heavy Metal verändern sollte. Nach einer „Probephase“, in der die Alben „Rocka Rolla“ (1974) und „Sad Wings Of Destiny“ (1976) entstanden, hatte sich die Formation gefunden und perfekt aufeinander eingespielt. Das Ergebnis war eine Reihe von vier Alben, die Priest deutlich vom Rest ihrer Hardrock-Konkurrenz abheben sollte – die Scheiben „Sin After Sin“ aus dem Jahr 1977, „Stained Class“ und „Hell Bent For Leather“ (beide 1978) sowie das 1979 erschienene „Unleashed In The East“, aus dem Metal-Hymnen wie „Sinner“, „Diamonds And Rust“, „Hell Bent For Leather“ und „The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown)“ hervorgingen. Und auch mit ihrem außergewöhnlichen Look aus Leder und Nieten prägten Priest in dieser Ära als erste Band eine besondere Ästhetik, die schon wenig später von Metal-Fans auf der ganzen Welt angenommen und kopiert wurde. In den nächsten vier Jahrzehnten folgten etliche weitere Alben, zuletzt „Firepower“ 2018, und dass darauf nochmal ein starkes Heavy-Metal-Machwerk folgen sollte, habe nicht viele Fans erwartet – doch mit „Invincible Shield“ – ist bereits Studioalbum # 19 – legen Judas Priest einen absolut gelungenen Nachfolger vor. Ein so starkes Heavy-Metal-Machwerk wie „Firepower“ hatten Judas Priest nicht mehr alle Fans zugetraut. Platz 2 in den deutschen Charts war der verdiente Lohn für den Fan- und Kritiker-Liebling. Bald nun legt die legendäre Band aus Birmingham den Nachfolger, ihr neues Album „Invincible Shield“ vor. Einige der Song auf diesem Langspieler stammen noch aus der Songwriting-Phase des letzten Werks. Dennoch ist „Invincible Shield“ laut Gitarrist Richie Faulkner, der 2011 die Position von K.K. Downing an der Gitarre übernahm, kein „Firepower 2“ geworden. Stattdessen seien viele der neuen Stücke deutlich progressiver strukturiert als auf seinem Vorgänger. So ist die erste Single „Panic Attack“ gleich ein klassischer Judas-Priest-Hit. Druckvolles Drumming trifft hier auf treibend-melodische Gitarren und natürlich die unnachahmliche Stimme von ‚Metal God‘ Rob Halford. Für die satte Produktion von „Invincible Shield“ zeigt sich erneut Andy Sneap verantwortlich. Der Brite ist seit einigen Jahren als Live-Gitarrist Teil von Judas Priest und hat schon „Firepower“ den perfekten Sound verpasst. Das zeigen auch die vorab ausgekoppelten Songs „Trial By Fire“, „Crown of Horns“ oder „The Serpent and the King“. So liefert das 19. Judas Priest-Studio-Album die gewohnte und gewollte Verneigung vor dem Band-Schaffen, tut das aber so unbeschwert, dass es jederzeit frisch und kraftvoll klingt. Alle elf Songs haben (trotz Parallelen zu Bekanntem) ihre eigene Identität, Qualität und Daseinsberechtigung auf einem Album, das 52 Minuten lang elf überzeugende Tracks liefert. Das ist kein typisches Spätwerk-Album, das man wohlwollend durchwinkt – hier fliegen noch immer vor purer Lust am Metal die Funken, wie damals in den späten 70ern bei Halford & Co. Diese Band steht auch im 55. Karrierejahr aufrecht, stark und ohne Rückzugsgedanken! (Columbia) P.Ro *****

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