altemaelze

Defectum Omnium

Exhorder

Musikalisch gibt es für fast jeden Metalfan was auf die Ohren!

So richtig veröffentlichungsfleißig waren die US Groove-Metal/Thrash-Metaller von Exhorder in ihrer bald 35 jährigen Karriere ja nicht. Gerade mal drei Alben standen bislang zu Buche. Mit Album Nummer Vier „Defectum Omnium“ steht dafür Mitte März 2024 wieder einmal eine Scheibe von höchster Güte im Regal. Von der Band selbst produziert und von Jens Bogren gemixt/gemastered bleiben soundtechnisch keine Wünsche offen, alles tönt fett, die Instrumente sind klar zu hören, Bass und Drums pumpen und hören sich natürlich an und auch der Gesang ist sehr abwechslungsreich und teilweise gar melodisch was vielleicht auch an Kyle Thomas‘ zweitem Engagement als Sänger der Doom Metal Band Trouble liegt, deren beiden Gitarristen sich dann mit einem Gastauftritt hier revanchieren. Musikalisch gibt es für fast jeden Metalfan was auf die Ohren (bis auf die Balladenfraktion, aber bei einer groovigen Thrash Metal Band erwartet das auch niemand ernsthaft). Der Doomfan erfreut sich an „The Tale of Unsound Minds“ mit brillianter Gitarrenarbeit (auch geschuldet dem Duo Wartell/Franklin von der bereits erwähnten Doom Metal Legende Trouble), dem mit einem langen lateinischsprachigem Mönchschoralintro versehenen fast acht Minuten langen Titelsong, der basslastig dann in „Stolen Hope“ übergeht bzw. dem Album Closer „Your Six“, wo sich Trouble und Candlemass paaren und famose Gitarrensoloarbeit feilbieten. Hier passen die Soli von Neu-Gitarrist Pat O’Brien (ehemals Nevermore bzw. Cannibal Corpse) dann auch zum Flow des Songs. Meistens sind sie technisch hervorragend, gniedlen aber ab und zu nur so vor sich hin. Jammern auf hohem Niveau. Wer seine Musik lieber blutig und flott liebt und sein Herz an Bands wie Exodus, Pantera, Testament oder Slayer vergeben hat, fährt sich hier „Taken by Flames“, „Desensitzied“ (nur echt mit Slayer Gedächtnis Quietschsolo) oder dem mich an Testament erinnernden, zweiten Longtrack (mit fast sieben Minuten) „Three Stages of Truth/Lacing the Well“ mit melodischem Gesang und tollem Akustikgitarrenintro/Soli (für die u.a. Sänger Kyle Thomas verantwortlich ist, der dieses Mal an der zweiten Gitarre zu hören ist). Dass die Band sich auch im Hardcore Bereich wohl fühlt beweisen die eher kurzen Agnostic Front-Tracks „Sedition“ mit voller Bassdröhnung sowie „Forever and Beyond Despair“. Aus dem Rahmen fällt nur „Divide and Conquer“, das eigentlich puren Rock‚n‘Roll im Motörhead Style bietet (nur in etwas herzhafter). Unterm Strich 55 Minuten pures Entertainment, das von mir sechseinhalb Sterne erhält. Warum keine „Sieben“ habe ich vorher eigentlich schon erklärt hinsichtlich der Gitarrensoli, die für meinen Geschmack halt immer zum Song passen sollen. Wen das nicht stört, der addiert halt den fehlenden halben Punkt noch dazu. Hoffentlich braucht die Band nicht wieder fünf Jahre mit einem neuen Album, andererseits nehmen ich lieber Klasse statt Masse in Kauf und warte halt dann lieber etwas länger. (Nuclear Blast Records) HJH

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