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Kulturpreis, Hochschulpreis und Kulturförderpreise 2021 stehen fest!

Die Preisverleihung findet am Dienstag, 14. September, im marinaforum statt. Der Hochschulpreis wird im Rahmen des Stadtfreiheitstags am Samstag, 6. November, im Reichssaal überreicht.

Eva Sixt erhält für ihr Lebenswerk den mit 10.000 Euro dotierten Kulturpreis der Stadt Regensburg 2021

In seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien hat der Stadtrat über die Vergabe des Kulturpreises, des Hochschulpreises und der Kulturförderpreise entschieden. Die Preisverleihung findet am Dienstag, 14. September 2021, im marinaforum statt. Der Hochschulpreis wird im Rahmen des Stadtfreiheitstags am Samstag, 6. November 2021, im Reichssaal überreicht.

Eva Sixt erhält für ihr Lebenswerk den mit 10.000 Euro dotierten Kulturpreis der Stadt Regensburg 2021
Die 1967 in Kelheim geborene Eva Sixt studierte an der Universität Regensburg Germanistik und Philosophie mit Schwerpunkt Literaturwissenschaften. In ihrer anschließenden Forschungstätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am interdisziplinären Institut für die Erforschung der Europäischen Aufklärung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit Arbeitsstelle in Regensburg befasste sie sich intensiv und eingehend mit dem Theater und dessen Rolle im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit war sie Mitherausgeberin der „Bibliographia Dramatica et Dramaticorum“, eine kommentierte Bibliographie der gespielten Dramen des 18. Jahrhunderts. Direkt im Anschluss an ihre Anstellung in Wissenschaft und Forschung (1994 bis 1999) arbeitete Eva Sixt als freischaffende Schauspielerin, Sängerin, Dramaturgin und Theaterautorin und zeigte bereits sehr früh ihre Wandelbarkeit, Vielseitigkeit und herausragende Qualität. Sie ist in vielen Terrains zu Hause: Als Schauspielerin auf der Theaterbühne begeisterte sie in der Titelrolle von Joseph Berlingers „Mei Fähr Lady“ mit mehr als 300 Aufführungen im Regensburger Turmtheater. Sie verkörperte die Rolle der Maria in „Der Brandner Kasper in der Hölle“, die „Sissi“ oder auch die „Emerenz“ (Meier) – immer packend, überzeugend und voller Hingabe. Aber nicht nur die Theaterbühne hat Eva Sixt erobert, auch auf der Leinwand und dem Bildschirm war und ist sie zu sehen: in einer Vielzahl von Rollen in Kinofilmen, Dokumentationen oder Serien, so zum Beispiel als Rechtsmedizinerin Dr. Simkeit in der Krimiserie „Ein starkes Team“ im ZDF.

Besondere Würdigung verdient außerdem ihr Engagement als Sprecherin zahlreicher Hörbücher sowie als Sängerin. Viele Auftritte als Interpretin unterschiedlicher Genres brachten sie auf die unterschiedlichsten Bühnen im deutschsprachigen Raum. Zu nennen sind hier ihre Formationen „TrioTrikolore“ mit französischen Chansons oder das Ensemble „… sed vivam!“, das die Alte Musik eindrücklich zum Leben erweckt. Im Bereich der Konzeption und Dramaturgie agiert Eva Sixt auch hinter den Kulissen. Vor allem in der jahrelangen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit Joseph Berlinger vor und hinter der Bühne erschuf sie Großartiges.

Eva Sixt zeichnet sich durch ihre Wandlungsfähigkeit, ihre Anpassungsfähigkeit, durch ihre sparten- und gattungsübergreifende Arbeit und durch ihre Professionalität über alle Genres hinweg aus. Die große städtische Auszeichnung stellt eine angemessene Würdigung ihres künstlerischen Wirkens und ihres langjährigen bedeutsamen Schaffens dar.

Eugen Tereschenko M.Sc. erhält den mit 1.000 Euro dotierten Hochschulpreis 2021
Eugen Tereschenko hat im Rahmen seines Masterstudiums im Studiengang Mathematik und Bachelor Informatik hervorragende und weit überdurchschnittliche Leistungen erzielt. Seine Masterarbeit „Mathematische Routen- und Portfoliooptimierung von Tankerflotten zum Transport von Flüssigerdgas“ löst Problemstellungen mit völlig neuartiger Methodik. Zudem ist es sein grenzenloses Engagement in vielen Bereichen, das eine Würdigung verdient.

In seiner herausragenden Masterarbeit befasste sich Tereschenko mit Routen- und Portfoliooptimierung von Tankerflotten zum Transport von Flüssigerdgas. Zur Behandlung dieser Aufgaben formulierte er Lösungen für anspruchsvolle neuartige kombinatorische Optimierungsprobleme. Dabei kann er mit seinen Methoden praxisübliche Probleminstanzen auf handelsüblichen Rechnern optimal lösen. Dieses naturwissenschaftliche Talent wurde bereits mit einigen Stipendien und Förderungen bedacht. So war Tereschenko bereits Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung oder erhielt das „EXIST-Gründerstipendium“. Zurzeit befindet sich Eugen Tereschenko im Rahmen des „Visiting Students Programmes“ an der University of Oxford, wo er ein Aufbaustudium anschließen wird. Er ist europaweit der Einzige, der für Mathematik und Informatik zugelassen wurde.

Es sind aber auch das überdurchschnittliche Engagement, die Leidenschaft und Einsatzbereitschaft in den verschiedenen, wissenschaftlichen und sozialen Disziplinen wie Bereichen, die eine Würdigung verdienen. So war Eugen Tereschenko jahrelang Tutor für Medizinische Informatiker an der OTH Regensburg und engagierte sich in der Fachschaft Informatik und Mathematik sowie im studentischen Konvent. Ehrenamtlich unterstützte er einige Jahre das Social Startup „ProjektTogether“, bekannt durch Veranstaltungen des „Hackathon“. Zusammen mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern erhielt er bereits Auszeichnungen von Oxford und Google und unter anderem eine Finanzierung der BMW Foundation. Eines der Projekte ist „AIAS Deutschland e. V.“, das durch das Sammeln von Stammzellenspenderinnen und -spendern bereits über 300 Menschen mit Blutkrebs das Leben retten konnte.

Die mit jeweils 2.500 Euro dotierten Kulturförderpreise 2021 gehen an:

  • die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg für ihr künstlerisches Wirken und ihr Engagement im Bereich Film

Die Regensburger Kurzfilmwoche wurde 1994 vom Arbeitskreis Film Regensburg e. V. gegründet und findet seitdem im jährlichen Turnus statt. Zunächst als kleines Experiment gestartet, avancierte die seit März 2013 als Internationale Kurzfilmwoche Regensburg geführte Veranstaltung zu einer der bedeutendsten ihrer Art in Deutschland. Heute gehört das Festival mit rund 8.000 Gästen zu einem zentralen Treffpunkt der europäischen Szene.

Gab es am Anfang nur ein einziges Programm, gehen inzwischen jedes Jahr mehrere tausend Einreichungen ein: Der Internationale Wettbewerb spiegelt das weltweite Kurzfilmschaffen mit aktuellen Trends, politischen Ereignissen und sozialen Themen wider. Im Deutschen Wettbewerb präsentiert sich die kreative und heterogene Szene etablierter Filmemacherinnen und -macher, Filmhochschulen, Produktionsfirmen und begeisterter Hobbyfilmerinnen und -filmer. Das Bayernfenster ist ein Wettbewerb, der sich aus allen Einsendungen generiert, die im Freistaat produziert wurden. Und das Regionalfenster würdigt das Schaffen in Ostbayern und fördert immer wieder Filme von überraschender Qualität zutage. Eine Besonderheit ist das Architekturfenster, das die Bedeutung der Baukultur für das gesellschaftliche Zusammenleben beleuchtet und zu einem markanten Alleinstellungsmerkmal der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg zählt. Zu den etablierten Wettbewerben gesellen sich Sonderprogramme, die zudem eine Plattform für Gastkuratorinnen und -kuratoren sowie außergewöhnliche Projekte bieten. Die Retrospektive eines Kurzfilmschaffenden im Cinema mi Vida oder der subjektive Blick der Kuratorinnen und Kuratoren im Cinema mi Amor sind seit Jahren fester Bestandteil. Und der Länderschwerpunkt hat durch die Kooperation mit dem Goethe-Institut eine politische Dimension entwickelt. Von 2010 bis 2018 galt die Regensburger Kurzfilmwoche als Referenzfestival: Deutsche Regisseurinnen und Regisseure, deren Filme im Wettbewerbsprogramm liefen, erhielten Förderpunkte bei der Filmförderungsanstalt. Ein Meilenstein und Verdienst der Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg.

Neben der künstlerischen Dimension investiert die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg bewusst in die Nachwuchsarbeit unter pädagogischen Gesichtspunkten. Das ausdifferenzierte Angebot umfasst Workshops und bietet Schulvorstellungen mit medienpädagogischer Begleitung an. Durch die Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg besteht zudem ein fruchtbarer Austausch mit den Studierenden der Medienwissenschaft. Die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg engagiert sich darüber hinaus überregional für die Vernetzung bayerischer Filmfestivals und ist Gründungsmitglied des Verbands bayerischer Filmfestivals.

  • Simone Elliott für ihr künstlerisches Wirken im Bereich Tanz und Choreografie

Die Tänzerin und Choreografin Simone Elliott ist 1983 in Seattle im Bundesstaat Washington geboren und hat sich hier in Regensburg zu einer wahrhaft beeindruckenden Bühnenpersönlichkeit entwickelt. Präsent, präzise und wandelbar. Seit dem Antritt ihres Engagements am Theater Regensburg unter Yuki Mori 2012 hat sie das Publikum verzaubert: Mit vielen Rollen und Partien, die ihr sensibles Einfühlungsvermögen in Bühnencharaktere dokumentieren, die aber die Künstlerin ebenso als versierte Tänzerin aller Stile und Genres ausweisen. Simone Elliott absolvierte ihr Diplom für Bühnentanz in Zürich an der Schweizerischen Ballettberufsschule. Seit ihrem Abschluss arbeitete sie vierzehn Jahre lang als professionelle Tänzerin an verschiedenen europäischen Theatern, davon die Hälfte der Zeit als Solistin in Regensburg. Anerkennende Kritiken in der überregionalen Presse belegen ihre herausragende Position als Tänzerin und Choreografin. Mit Ende der Spielzeit 2019/2020 hat Simone Elliott auf eigenen Wunsch die Kompanie des Theaters Regensburg verlassen, um als Tanzlehrerin im Regensburger Studio „Kotch & Rhapsody“ zu arbeiten und sich ganz ihren freien Choreografien widmen zu können.

Dieser neue Weg führte sie bereits in die Schweiz oder nach Düsseldorf, wo sie mit ihren eigenen Choreografien umjubelte Premieren feierte. Ihre konzeptionellen Arbeiten bewegen sich an der spannenden Schnittstelle zu anderen Facetten, Ausrichtungen oder Gattungen der Kunst. Dies zeigt beispielsweise ihre choreografische Videoarbeit „inward“, die sie im Wechselspiel und Dialog mit Werken der Ausstellungsreihe „The Artist is still present“ im Künstlerhaus Andreasstadel präsentierte. Neben der Nähe zur Bildenden Kunst ist es auch die Musik, die Simone Elliott als wahre Künstlerpersönlichkeit prägt. Sie spielt Gitarre, singt und schreibt eigene Lieder. Auch in diesem künstlerischen Bereich agiert sie bedacht, konzentriert und voller Empathie.

Simone Elliotts künstlerisches Schaffen im Bereich Tanz und Choreografie zeichnet sich durch ihr unfassbares Engagement, ihre unstillbare Neugierde und absolute Professionalität aus. Als kreative Gratwanderin lotete sie die Grenzen und Möglichkeiten der darstellenden Kunst aus.

  • Teresa Reichl für ihr künstlerisches Wirken im Bereich Literatur, Poetry-Slam und Kabarett

Teresa Reichl gilt als Senkrechtstarterin wie Newcomerin. Die 1996 in Landau an der Isar geborene Reichl lebt seit 2015 in Regensburg und steht seit 2016 auf der Bühne. Bereits im Jahr ihres Debüts wurde die Lehramtsstudentin bayerische U20 Meisterin im Poetry-Slam und zog ins Finale der internationalen deutschsprachigen U20 Meisterschaften ein. Weitere Teilnahmen an zahlreichen Wettbewerben folgten, bei denen Teresa Reichl ihre Wahlheimat Regensburg vertrat. Seitdem reist sie quer durchs Land – von München über Frankfurt bis nach Hamburg – und absolviert fast 100 Auftritte im Jahr.

In ihrer noch jungen Karriere kann die 25-Jährige auf viele weitere Erfolge und Meilensteine blicken: Teresa Reichl ist wortgewandt, sie ist niederbayerisch und sie kann was. Das behauptet die Kabarettistin provokant im Titel ihres Debütprogramms „Obacht, i kann wos“. Und sie hält Wort, wenn sie in Anlehnung an Ereignisse aus ihrem bisherigen Leben Fragen aufwirft, mit denen sie andere, aber vor allem sich selbst schmerzhaft auseinandernimmt. Auch hinter der Bühne und hinter den Kulissen ist Teresa Reichl eine zupackende Macherin. So trat sie als Veranstalterin vieler U20 Slams im W1 in Regensburg auf, führte Workshops durch oder moderierte Empfänge und Events wie den „Equal Pay Day 2021“. Zudem kann sie auf eine Vielzahl von literarischen Veröffentlichungen blicken und nutzt die Neuen wie die Sozialen Medien für ihre gesellschaftspolitischen Botschaften. Dabei besitzt Teresa Reichl das untrügliche Gespür, jungen Menschen hinsichtlich aktueller Themen und feministischer Diskurse ein Vorbild zu sein. Auf Instagram und TikTok lebt sie ihre Leidenschaft für Literatur aus: Neben fachlich fundierten Buchempfehlungen bringt sie so sprachgewandt wie akkurat Klassiker der Literaturgeschichte in humorvollen Kurzvideos von nur einer Minute auf den Punkt. So funktioniert Nachwuchsförderung auf sehr unkonventionelle Art und Weise.

Das junge Potential von Teresa Reichl zeichnet sich in ihren starken Auftritten aus, die ihr bereits überregional und bundesweit Bekanntheit verschafft haben. Es sind ihre liebevollen und eindringlichen Gedichte, die sie zu Papier bringt oder die perfekten Pointen, die sie vor Publikum vorträgt. Ihre präzise Wortkunst im Stakkato, ihre vereinnahmende Bühnenpräsenz und ihre eindringlichen Botschaften sind bereits jetzt ein Aushängeschild für Regensburg. Ihr Engagement ermöglicht vor allem der jungen Generation eine Chance zur kulturellen Teilhabe und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Stadt Regensburg als Standort für die Poetry-Slam-Kultur weiterhin etablieren kann.