Es gibt die Allman Brothers, die Averett Brothers, die Gallagher Brothers, aber halt, die hießen ja Oasis. Von den Coward Brothers hatten wir bislang nichts gehört. Liegt vielleicht daran, dass es selbige überhaupt nicht gibt und sich Elvis Costello und der altehrwürdige T-Bone Burnett dahinter verbergen. Dabei sind Elvis Costello und T Bone Burnett musikalische Seelenverwandte, was sie über die Jahre bereits vielfach bewiesen haben – die Idee einer Zusammenarbeit als „Coward Brothers“ entstand bereits 1985, als sie die Single „Penelope’s Limousine“ veröffentlichten. Obwohl die beiden mittlerweile bereits in den Siebzigern sind haben sie nichts mit Ruhestand am Hut – T Bone hatte im Frühjahr 2024 mit „The Other Side“ sein erstes Solo-Album seit 18 Jahren präsentiert und Elvis hatte sich mit seinem musikalischen Partner der ersten Stunde, Allan Mayes, nach 50 Jahren wieder zusammengetan und davor „The Boy Named If“ mit den IMPOSTERS über den Ladentisch geschoben. Jetzt haben die beiden die „Coward Brothers“ wieder zum Leben erweckt mit den fiktiven Alltagsgeschichten von Henry (Elvis) und Howard (T Bone) Coward, zwei Trickbetrüger, die eventuell gar nicht miteinander verwandt sind. Sie erzählen „The True Story of The Coward Brothers“ so in etwa wie es auch die absolut empfehlenswerte Serie „Fargo“ tut. Diese Audiokomödie des Duos (von Costello als „drahtloses Drama“ bezeichnet) ist als Hörbuch erschienen, geschrieben von Elvis Costello, der neben T Bone Burnett die Hauptrolle spielt. Zur Story: Die wirkliche musikalische Partnerschaft der Coward Brothers, wurde von Smiley Snipson initiiert, der Henry Coward 1956 entdeckte und ihn für eine Tournee im Vereinigten Königreich unter Vertrag nahm. Der Hitsingle der Brüder, „My Baby Just Squeals (You Heel)“, folgten weniger erfolgreiche Platten und ein umstrittener Song zum Thema Kalter Krieg. Um ihren schwindenden Ruhm zu bewahren, inszenierte Snipson ihren vermeintlichen Tod bei einem Flugzeugabsturz, aber in Wirklichkeit versteckten sie sich auf einer Karibikinsel, nahmen heimlich Musik auf und schickten sie an Snipson. Als ihnen das Geld ausging, kehrten sie nach Miami zurück und behaupteten sensationell, berühmte Songs geschrieben zu haben, was zu einer kurzen Tätigkeit als Songschreiber für Bill Bogguss führte. Später nahmen sie die Aufnahmen wieder auf, aber ihre Partnerschaft zerbrach schließlich und führte zu einer jahrelangen Entfremdung. Nach Jahren des Schweigens wurde ihre Geschichte in einer Radiosendung aufgegriffen, die die Komplexität ihrer Beziehung und ihre anhaltende Verbundenheit offenbarte. Trotz ihrer turbulenten Geschichte bleibt ihre Musik ein Zeugnis ihres unnachgiebigen Geistes. Dazu haben Costello und Burnett jetzt den Soundtrack verfasst, mit Musik von frühen Rock’n’Roll-Hits bis hin zu späteren, eher introspektiven Liedern. (New West Records/Bertus) P.Ro
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