Während seiner jahrzehntelangen Karriere hat Oscar Peterson das fast Unmögliche geschafft: Größe mit jeder gespielten Note und die Gewinnung neuer Generationen von Fans weltweit, ungeachtet der Hindernisse, die ihm das Leben in den Weg stellte. 1994, nur ein Jahr nach einem Schlaganfall, der seine linke Hand schwächte, betrat Peterson die Bühne in München, um seinen Fans und sich selbst zu beweisen, dass sein von Duke Ellington verdienter Titel „Maharaja of the keyboard“ immer noch zutrifft. Indem er mit 68 Jahren seinen Spielstil neu erfand, demonstrierte er seinen ungebrochenen Erfindungsreichtum und seine Beherrschung der Pianokunst. „City Lights“ fängt das vierte Konzert von Oscars erster Tournee nach seiner Genesung ein. Mit dabei der legendäre Bassist Niels-Henning Ørsted Pedersen und der Schlagzeuger Martin Drew, zwei langjährige Weggefährten, die von Gitarrist Lorne Lofsky (auf seiner ersten Tournee mit Oscar) unterstützt wurden. Natürlich ist Peterson die Show – seine umwerfende Technik, seine fesselnde Lyrik, seine schillernden Improvisationen und seine einzigartige künstlerische Vision, die er jederzeit voll ausspielt; und hier kommt noch ein zusätzlicher Hauch von Ergriffenheit und Weisheit hinzu. Dazu kam die Offenbarung einer mächtigen rechten Hand, die die Einschränkungen der linken Hand deutlich „kompensierte“. Die Musik – fast 80 Minuten lang – ist auch insofern etwas ungewöhnlich, als fünf der neun enthaltenen Stücke Peterson-Originale sind und uns daran erinnern, dass Oscar nicht nur ein brillanter Interpret, sondern auch ein außergewöhnlicher Komponist war. Zwei Standards, eine Ørsted Pedersen-Samba und natürlich ein Ellington-Stück runden das Repertoire ab. Auch nach 30 Jahren fasziniert diese Musik noch immer. (Mack Avenue/Inakustik) P.Ro
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