Heinz weiß, welche Worte man nicht mehr sagen darf. Er weiß auch, dass es wichtig ist, divers zu sprechen, divers zu handeln, divers zu denken. Doch Heinz tritt einfach immer wieder in Fettnäpfchen, die ihm das Leben in seiner Firma, in der er Verkaufsleiter ist, nicht wirklich einfacher machen. Als dann auch noch von einer Unternehmensberatung eine KI installiert wird, die die Firma ‚optimieren‘ will, und sein Vorgesetzter ihm immer mehr Druck macht, entschließt sich Heinz zur Flucht nach vorn. Er wird allen beweisen, wie weltoffen, politisch korrekt, generationsverbindend und divers auch ein alter, weißer Mann sein kann. Heinz (Jan Josef Liefers) droht an der Arbeit der Sprung über die Klinge, nachdem er sich eine Reihe von Fehltritten geleistet hat. Ein „alter weißer Mann“ soll er sein. Um jedoch das Gegenteil zu beweisen und seinen Job noch irgendwie zu retten, lädt er seinen Chef und eine Handvoll weiterer Gäst*innen zu einer Dinnerparty mit seiner Familie ein. Doch wie das eben so ist, wenn man den „perfekten“ Abend vorbereiten will: Der Zwang führt zu Anspannung, die Anspannung zu Ärger, der Ärger zu Streit zwischen Heinz, seiner Frau Carla (Nadja Uhl), den Kindern und sogar Opa Georg (Friedrich von Thun).
Eine ‚gesellschaftspolitische Komödie‘ – so nennt Simon Verhoeven seinen neuen Film. Und er zeigt, dass ihm der Spagat zwischen dem gesellschaftlich Relevanten und dem humorvoll Unterhaltsamen überzeugend gelingt. ‚Political correctness‘ und ‚Wokeness‘, aber auch die Generationskonflikte zwischen ‚Baby Boomern‘ und ‚Generation Z‘ sind Themenfelder, die hochaktuell in vielen Diskussionen, ob medial, öffentlich oder auch in den eigenen vier Wänden stattfinden. Doch der Fokus von ALTER WEISSER MANN liegt nicht auf einer Anklage einer der Positionen, sondern auf einem versöhnlichen Aufeinanderzubewegen – durch Diskussion und Respekt. Dass der Film in seinem Witz und Tempo funktioniert, liegt auch an dem spielfreudigen Ensemble, angeführt von Jan-Josef Liefers, der sich mit Verve in seinen Charakter stürzt und Heinz nicht als einen ignoranten Poser darstellt, sondern als einen Menschen, der einfach immer versucht, das Richtige zu tun und mit diesem Versuch oft sehr unglücklich – und eben menschlich – über das Ziel hinaus schießt. Als eine Art „Gegenspieler“ fungiert der wie immer großartige Michael Maertens als Heinz‘ Boss, der völlig opportunistisch sein Fähnlein nach dem politisch korrekten Wind hängt, ohne aber innerlich von irgendwelchen Werten oder anstehenden Veränderungen in der Gesellschaft überzeugt zu sein. Das gesamte Ensemble setzt sich aus verschiedenen Generationen und Blickwinkeln zusammen und in der zentralen kongenial montierten Szene gegen Ende des Films kommen all diese Perspektiven gemeinsam an den Esstisch und alles kommt auf den Tisch. Verhoeven und seinem Team ist ein Film gelungen, der seinen Finger auf die aktuellen ‚Wunden‘ unserer Gesellschaft legt und sie mit versöhnlich augenzwinkerndem Humor verhandelt. (läuft bereits im Kino)