Wer sich eine Mischung aus Schiller, Joachim Witt, Rammstein, Unheilig, Winter sowie etwas Folk und Singer/Songwriter vorstellen kann liegt beim Debüt „Neuland“ des Projekt JU richtig. Dark Pop trifft auf Rock, Eletronica und Gothic mit deutschen Texten und dramatischem (aber auch gewöhnungsbedürftigen) Gesang von Mastermind Jens-Christian Usner, der normalerweise eher auf den Musicalbrettern (‚Steam‘ bzw. ‚Jedermann‘) zu Hause ist, aber auch als Metal Sänger der Cover Band Beyond Darkness wohl eine sehr gute Figur hinterm Mikro macht. Ich kenn die nun nicht, aber hier auf der CD erinnert er mich doch stark an den Graf von Unheilig, auf deren Alben der Song „Untergang“ perfekt drauf passen würde. Die rockig ausgelegten Lieder (‚Neuland‘, ‚Folge der Zahl‘ und ‚Mephista‘ – mit starkem Rammstein Touch) mit wirklich kräftiger Gitarrenarbeit bzw. Soli, könnten so in der Form auch auf einem der Winter Alben enthalten sein. Die drei Gitarristen nehmen sich hier jedenfalls nichts, wobei der bekannteste Name wohl Alen Brentini sein dürfte, der auch schon bei Eric Martin (Mr. Big) bzw. Gabalier in die Saiten griff, Keyboarder Martin Gerschwitz (Lita Ford, Meat Loaf oder auch Eric Burdon) legt schöne flächige und immer passende Keyboard Passagen unter die eingängigen Songs. Und dass Drummer Markus Lesch (Unheilig, Suwaby to Sally, Edguy oder New Model Army) kein Anfänger ist merkt man an der klasse Arbeit hinter den Kesseln. Die Balladen können ebenso überzeugen: „Verloren“ mit starkem Mittelaltertouch, Blockflöte, Akustikgitarren sowie Dudelsack, „Untergang“ mit Piano, Streicher, Chor und ab gut drei Minuten in einen harten Rocksong mutierend mit dem längsten und stärksten Solo sowie das Singer/Songwriter trifft auf Folk von Bob Dylan Anfang der 60er Jahre mäßige „Abschied“ nur mit Streichern und Akustikgitarre und dabei gesanglich an Gundermann erinnernd. Ein richtig hart rockendes Peter Maffay Cover von „Eiszeit“ sowie mit „Dicessum“ ein reines Orchesteroutro, das auch gut zu einem Drama als Endcredit Musik passen würde, schließt ein sehr interessantes Album ab, welches auch noch klasse produziert ist und Nachdenkens werte Texte sein eigen nennt. Von meiner Warte aus gibt es mal fünfeinhalb Sterne, da die Mischung bzw. Reihenfolge der Songs etwas besser hätte sein dürfen (drei harten Songs folgen drei ruhige Songs). Oder sie folgt einem bestimmten Konzept, welches mir nicht erschließt. Dennoch ein Kauftipp. (Lucky Pop Music) HJH
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