Es war ein fulminanter Auftakt zur neuen Spielzeit im Theater am Bismarckplatz. Eine witzige Interpretation von „Ariadne auf Naxos“ begeisterte die Zuschauer – Lacher und vergnügliches Kichern, sogar Szenenapplaus nach einer Arie in einer Opernaufführung sind ja nicht wirklich üblich und belegen den Spaß des Publikums an der gelungenen und künstlerisch sehr ansprechenden Inszenierung.
In das Rahmenthema „Identitäten“ passt diese Oper wunderbar. Ein junger Komponist (Patrizia Häusermann) hat ein tragisches Werk über Ariadne verfasst, die, von Theseus auf einer unwirtlichen Insel zurückgelassen, an ihrer unerfüllbaren Liebe verzweifelt – aber soweit kommt es gar nicht. Denn in einem als „Vorspiel“ bezeichneten ersten Akt treffen Operntruppe und eine burleske Komödiantentruppe zusammen, die, von einem neureichen Parteibonzen (ein Hitlerbild wird kurz vorbeigetragen) engagiert, nacheinander auftreten sollen. Aber der Auftraggeber überlegt es sich anders – sie sollen die beiden Vorführungen zu einer zusammenwerfen und gemeinsam Oper und Burleske spielen. Das führt beim Komponisten zunächst zu einer verzweifelten Verweigerung, und er kann nur von seinem Musiklehrer (Seymur Karimov) mittels mehrerer Geldbündel dazu gebracht werden, die Opernpartitur doch noch rauszurücken. Über allem wacht ein strenger Haushofmeister (Michael Heuberger), der die streitenden Protagonisten zur Raison bringt und den Abend rettet.
In einer halbrunden Rokkokokulisse (Gabriel Insignares Gaballero) mit vielen Türen lässt Regisseur Joan Anton Rechi die beiden unterschiedlichen Welten von E- und U-Unterhaltung aufeinander los. Türen klappern, bieten die Kulisse für Verschwinden und Erscheinen, Slapstick und großes Drama. Mit den beiden Primadonnen Ariadne (Theodora Varga) und Zerbinetta (Kirsten Labonte) prallen die unterschiedlichen Lebenswelten aufeinander und stehen sich in der Oper zunächst offensiv gegenüber. Die verlassene Ariadne wartet auf den Todesboten, Zerbinetta sucht einen neuen Liebhaber. Diese konträre Konstellation mutiert am Ende der Oper zur Verbindung der beiden künstlerischen Ansätze und „die Magie des Theaters erschafft etwas völlig neuartiges Ganzes“, wie es im Programm heißt. So wird Ariadne von Bacchus (Hany Abdelzaher) aus ihrer Verzweiflung geholt, und die männermordende Zerbinetta entwickelt echte Gefühle für den sensiblen Komponisten. Dazwischen sorgen die drei Nymphen (Scarlett Pulwey, Selena Altar, Svetlana Krutschinin) für witzige Situationskomik, die Komödianten der Zerbinetta-Truppe buhlen als Flamencotänzer um deren Gunst und umschwirren die beiden Primadonnen.
Das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Stefan Veselka sorgt in dieser „Oper-in-der-Oper“ für den richtigen Ton – mal spritzig, burlesk oder lyrisch. Ein gelungener Einstand für den neuen GMD! (arm)
Weitere Termine: 27.9., 1.10., 3.10., Oktober, November, Januar, Februar
Fotokredit: Theater Regensburg