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Iris

Iris

Einziges musikalisches Lebenszeichen dieser Band Iris aus dem Raum Stuttgart

Es ist doch immer wieder faszinierend, wo Neudi seine Inspirationen für Re-Releases alter, obskurer Alben aus deutschen Landen für „sein“ Golden Core Label bezieht. Dieses Mal haben wir das selbstbetitelte Debüt und einzige musikalische Lebenszeichen der Band Iris aus dem Raum Stuttgart, welches 1981 auf dem Kleinstlabel Peak (Sublabel von GAMA Records) veröffentlicht wurde und wohl gnadenlos unterging. Zumindest ich habe von dieser Band noch nie gehört, auch weil damals die NDW aufkam und IRIS hier mal so gar nicht musikalisch reinpassten. Die Produktion der Reissue-CD ist jedenfalls richtig gut geworden, wenn man bedenkt, dass die Vorlage eine Schallplatte war. Merkt man nicht (kein Knacksen usw.) und Patrick Engel hat wieder einen tollen Job gemacht in Verbindung mit dem Remaster von Neudi himself. Was beim Anhören auffällt ist die extrem gute Gitarrenarbeit mit einigen wirklich feinen, teilweise zweistimmigen Gitarrensoli, wie es beim mit über sechs Minuten längsten und besten Song auf dem Album – „Tramp“ – sehr gut nachzuhören ist. Erstaunlich, dass von Harald Seeger nicht mehr viel zu hören war, außer der Beteiligung an zwei Alben der Southern Rock Band „Lizard“.  Was man auch wissen sollte ist, dass es hier viel Saxofon zu hören gibt. Wer das Instrument nicht hören kann/mag wird Probleme bekommen. Der Gesang von Eddy Zinnöcker (auch zweite Gitarre) ist kauzig, aber gut und erinnert mich irgendwie an eine Mischung aus frühem Westernhagen, Max Goldt (Foyer des Arts) und Gundermann.  Wenn dann mal mehrstimmiger Gesang einsetzt, so wie bei „Leisetreter“ (man darf sich nicht alles gefallen lassen und bei Bedarf auch mal zurücktreten) oder dem bereits erwähnten „Tramp“, erinnert einen das gar an Westcoast Truppen wie C,S,N &Y oder die Eagles.  Die Texte sind auch heute noch aktuell, wenn man wie in „Stuttgart“ besingt, dass es für Rockmusik keinen Platz gibt. Lustigerweise handelt es sich bei dem Song dann aber um das genaue Gegenteil – ist es doch eine Akustikballade mit ebenfalls mehrstimmigem Gesang, etwas Keyboards und Gitarren. Ein Song der aus dem Rahmen fällt ist „Hochspannung“, der aber jetzt eher das Gegenteil darstellt und ein eher chilliges Instrumental ist mit langem Saxofon Solo inklusive. Was man gar nicht braucht ist der zwei Minuten lange Klamauksong „Farmjazz“ mit seinen Schafe, Gockel, Hunde usw. Tiergeräuschen im Vordergrund. Der Rest ist technisch gut gespieltes Handwerk, welches man Fans von Westernhagen zu Beginn seiner Karriere (hab am 29. August Abends zufällig „Taximann“ auf Radio Bob gehört und musste hier sofort an Iris denken), sowie allen die gute Rockmusik schätzen und mit deutschen Texten kein Problem haben und natürlich Fans des Genres Krautrock sind, empfehlen kann. Überraschend gelungene CD, die mir viereinhalb Sterne wert ist. Die Aufmachung dürfte wie üblich sehr gelungen sein, wobei mir nicht so ganz einleuchtet, weshalb man die Originalsongreihenfolge auf der CD geändert hat. Bei YouTube kann man sich sicherheitshalber vorher aber mal durch rein/durchhören der Scheibe überzeugen, ob dieser Stil was für einen ist. Schade, dass keiner der Bandmitglieder, die ausfindig gemacht werden konnten, Interesse an einer Mitarbeit bei der Wiederveröffentlichung hatte. Wäre spannend gewesen etwas mehr zum Entstehen zu Erfahren und mal ehrlich man muss sich für die Scheibe echt nicht schämen egal ob musikalisch oder textlich. (Golden Core) HJH

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