altemaelze

Chapter II

Marquis de Sade

Seit den 70ern aktiv, aber erst jetzt mit Debut!

Dass Andreas „Neudi“ Neuderth nicht nur alte deutsche Underground Bands, sondern auch immer wieder mal die eine oder andere starke Neuveröffentlichung an Land zieht für ‚Golden Core‘, beweist der Rheinhesse aktuell mit dem Debüt „Chapter II“ der Londoner Band Marquis de Sade. Bei dem Namen denkt man wohl eher an Thrash Metal oder so, aber weit gefehlt. Die Briten, die seit Ende der 70er Jahre aktiv sind, es aber bis dato nur auf eine Single und ein Demo gebracht haben (beide auf einer CD vor langer Zeit bei High Roller Records veröffentlicht), bieten auf ihrem Debüt klassischen epischen Metal – die Songs laufen teilweise erst bei über sieben Minuten ins Ziel, mit viel Melodie und einem starken Magnum-Einschlag, der bei diversen Songs immer wieder durchschimmert. Man hör hier nur mal „Now I lay me down“, die lange epische Ballade „Fortress of Solitude”, wo man zusätzlich noch von Queen beeinflusst wurde und grandiose mehrstimmige Chorgesänge in den Ring wirft bzw. „The Moon Glow“ mit grandiosen Keyboardsound und Gitarrensoli, die sich dann auf dem Höhepunkt des Songs noch in einem ‚Ohr‘gasmus vereinen. Interessant ist „Last Survivor, wo ich zuerst glaubte eine neue SAGA CD eingelegt zu haben. Hier klingt Sänger Chris Gordelier fast 1:1 nach Michael Sadler und auch der progressiv angehauchte Song ginge glatt als härterer SAGA-Track durch. Dass man Black Sabbath kennt beweist man auf dem leicht schleppend dargebotenen „Borderwall“, das mich an die Phase mit Tony Martin am Gesang erinnert und einen fantastischen Pianopart sein eigen nennt. Die Produktion ist old school aber doch modern gehalten. Nichts mufft hier, alle Instrumente, also auch das Stiefkind Bass, sind sehr gut zu hören und das Einzige was mich stört sind die etwas zu bollerigen Drums, die teilweise so prominent im Mix sind, dass sie fast den Rest zutrommeln. Das hätte man schon etwas dezenter lösen müssen. Die Musiker sind technisch voll auf der Höhe und die Scheibe sollte in jedem CD Regal stehen, weshalb sie von mir auch sechs Sterne erhält, zumal das Teil für weniger als 10 Euro im Handel steht. Viel zu günstig für das toll aufgemachte Teil. Hoffe es bleibt keine Eintagsfliege. (Golden Core) HJH

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