Bereits Album Nr. 5, und ich kannte diese famosen Progrocker bis dato nicht! Wieder einmal zeigt sich, dass deutsche Artrocker dieses komplexe Genre (fast) genau so gut wie britische Bands bedienen können (weiteres aktuelles und besser bekanntes Beispiel: RPWL). In der Historie bedeutender Konzeptalben zeigt sich immer wieder, dass Musik am eindringlichsten klingt, wenn sie sich thematisch mit der menschlichen Psyche befasst (siehe u.a. WHO/Tommy). Wenn es um Stärken geht, um persönliche Ressourcen, aber auch um Schwächen, Irrtümer, Fehlentwicklungen. Also um all das, was uns als Individuen kennzeichnet. Auf ihrem neuen Album „Too Much Too Many“ beschäftigt sich die süddeutsche Progrock-Band FUCHS mit den wahren Werten des Lebens, sprich: Mit dem, was uns glücklich bzw. unglücklich macht, um die Suche nach Glück und Zufriedenheit. Dieses Thema breitet sich auf ‚Too Much Too Many‘ über acht Kapitel aus und zeigt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch – natürlich mit jeder Menge Keyboard-Einlagen – in der kompletten Ausdehnung des Genres. Hans-Jürgen Fuchs spricht unter anderem vom ungewöhnlichen Opener ‚Don´t Get Me Wrong‘, der mit seinem 5/8tel Takt dem neuen Album einen faszinierenden Einstieg verpasst: „Wir versuchen, die Sechziger wach zu kitzeln, deshalb klingen die Chöre ein wenig nach den Beatles oder den Bee Gees.“ Unbedingt erwähnt werden sollte auch das in vier Unterkapiteln eingeteilte ‚The Middle Years‘ mit seinem Electro-angehauchten Beat, einer an Genesis erinnernden E-Bow-Gitarre und dem in der zweiten Hälfte – wie Fuchs ihn nennt – „L.A.-Groove, der mich an Steely Dan erinnert.“ Apropos Genesis: Als ausgewiesener Fan von Keyboarder Tony Banks schimmern die Vorbilder von Hans-Jürgen Fuchs auf „Too Much Too Many“ deutlich durch. Seine sechs Mitmusiker Baggi Buchmann & Michael Wasilewski (beide Leadgesang), Ines Fuchs (Keyboards, Gesang), Andy Bartzik (Gitarre), Florian Dittrich (Schlagzeug, Mix) und Henrik Mumm (Bass) unterstützen ihn dabei kongenial. Sehr gut gefallen mir die ausgefeilten mehrstimmigen Gesangsparts, was ja bei Progrock-Scheiben nicht unbedingt üblich ist. Etwas weniger Keyboard-Einsätz wäre m.E. mehr gewesen, abgesehen davon sind diese ausgefuchsten Musiker eine feine Ergänzung der Artrock-Welt. (Tempus Fugit/SPV) HuGe
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