altemaelze

Such Ferocious Beauty

Cowboy Junkies

Mit fast 40 Jahren im Geschäft gehören die Cowboy Junkies ohne Frage zu den Legenden des Alternative-Country-Sounds. Ihr neues Album »Such Ferocious Beauty« unterstreicht diesen Anspruch.

Mitte der 80er-Jahre verblüfften diese „Cowboys“ mit ihrem melancholischen Folksound die Musikfans weltweit. Denn damals war Down-to-earth-Akustiksound – als Gegenpol zu den 70ies – gerade nicht angesagt. Gitarren waren out und man stand auf basslastige, rhythmische Studioproduktionen á la FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD. Das mehrfach mit Platinum ausgezeichnete Album „The Trinity Session“ (1988) von den COWBOY JUNKIES war der Beweis, dass man über Nacht mit wenigen Mitteln ein fantastisches und erfolgreiches Album aufnehmen kann: Es wurde in der Nacht des 27. November 1987 mit nur einem Mikrophon und einem DAT-Recorder unter Einsatz der wunderbaren Akustik in der Holy Trinity-Kirche in Toronto aufgenommen. Das Album vereint einen Mix aus Originalsongs der Band mit Coversongs aus dem Classic Folk, Rock und Countrybereich inklusive der Hitsingle der Band, einer – wenn auch etwas müden – Version des Mega-Songs „Sweet Jane“ von THE VELVET UNDERGROUND. Seitdem sind viele weitere Alben der Band um Margo Timmins erschienen. Zuletzt musste man fünf Jahre auf „Such Ferocious Beauty“ warten, aber jetzt gibt es wieder ein klingendes Lebenszeichen von den Jungs um Goldkehlchen Margo Timmins. Es ist eine Reflexion über das Altern, den Verlust der Eltern, die Konfrontation mit der Sterblichkeit, und die Schaffung von Raum für das eigene Leben inmitten der Zerstörung, die das bloße Leben immer wieder mit sich bringt. „What I Lost“, der erste Track des Albums, befasst sich mit den letzten Monaten im Leben von Timmins‘ Vater, und verweist auf die Grundstimmung dieser Scheibe. Das ist kein Happy-go-Lucky-Folkstuff, hier geht es um Schicksalsschläge, um die Verarbeitung der Härten des Lebens. Auf dem zweiten Stück verlässt die Band die gewohnten rein akustischen Pfade, nahezu brutal sägt eine E-Gitarre in das Lied. Margos fantastische Stimme dominiert und schwebt über den elegischen Songstrukturen. „Hell is real“ singt sie, und man muss ein wenig aufpassen, dass einen die faszinierende Musik nicht runter zieht. Ein Album das sich nicht als Hintergrundmusik eignet, sondern zum Zuhören und Sich-darauf-Einlassen einlädt. Lohnt sich. (Cooking Vinyl) HuGe *****/*

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