altemaelze

Bite

A Giant Dog

Dies ist orchestraler, futuristischer Punk – und das gibt’s wahrlich nicht oft.

Was Albumtitel betrifft mag’s das 2008 in Austin/TX gegründete Glam-Punk-Quintett A GIANT DOG kurz und knackig: Bis auf das 2019 erschienene „Neon Bible“ handelt es sich ausschließlich um Einsilber – und mit ihrem sechsten Release „Bite“ kehrt die Band zu dieser Tradition zurück. Was die Genre-Definition betrifft ist Glam Punk nicht (mehr) ganz zutreffend – „Bite“ ist ein Konzeptalbum um das Leben eines Protagonisten in einem virtuellen Utopia namens Avalonia, und hier wird stilistisch aus dem Vollen geschöpft. Nach zwei Jahren Plan- und Schreibarbeit werden neun im La Cuve Studio/Frankreich aufgenommene Songs präsentiert, die der Rezensent eher als Glam/Indie/Prog definieren würde. Komplex arrangiert mit vielen Strings entstand ein Mix aus Einflüssen, die von RADIOHEAD bis hin zu ENNIO MORRICONE reichen – dazwischen ist aber mehr als genügend Platz für DIO’sche Dramatik und Breitband-Soundtrack-Pop á la ELO. Lead-Vokalistin Sabrina Ellis fungiert als „Erzählerin“ des Lebens in Avalonia, und auch wer noch nicht da war wird beim Zuhören oft nachdenklich mit dem Kopf nicken: Sucht, Geschlechterfluidität, ethisches Leben in einer kapitalistischen Gesellschaft und Geiz sind nur einige Themen die auf „Bite“ behandelt werden. Bei alledem wird jedoch die pure musikalische Magie nie aus den Augen verloren, dieses Album ist eine Einladung sowohl zum Mitdenken als auch zum Abrocken. Um wieder zur Genre-Definition zurückzukommen: Dies ist orchestraler, futuristischer Punk – und das gibt’s wahrlich nicht oft. Tip! (Merge Records) TheRealPal

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******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal