Die Band aus Michigan, die aus den Kiszka-Brüdern Jake, Sam und Josh und ihrem Kindheitsfreund Danny Wagner besteht, hat seit ihrer Black Smoke Rising-EP für viel Aufsehen in der Rockwelt gesorgt. Über Greta Van Fleets Vorliebe für die Musik der 70er Jahre und ihre Imitationen – insbesondere Led Zeppelin, an die ihre Songs am ehesten erinnern – wurde schon viel geschrieben. Daran wird sich auch mit „Starcatcher“ nichts ändern, ihrem dritten Album mit kosmischem Rock’n’Roll aus der Ära der 8-Spur-Kassetten, Zottelteppiche und mit Drachen verzierten Chevy Vans. All diese Dinge und noch mehr kommen einem in den 43 Minuten in den Sinn, die die zehn Tracks brauchen, um sich zu entwirren und ihren Platz in der Stratosphäre zu finden. Greta Van Fleet greifen nach den Sternen und finden es so schwierig wie sinnlos, sich auf der Erde zu halten. Die Prog-Tendenzen, die ihren Weg auf „The Battle at Garden’s Gate“ von 2021 gefunden haben, sind nun größtenteils verschwunden, was die Band mit ihrem bisher schlanksten Werk hinterlässt. Es ist mehr ‚Houses of the Holy‘ als ‚Presence‘, um ein Thema fortzusetzen – aber es ist immer noch weit von ihren Einflüssen entfernt. Josh Kiszka hat seine Stimme besser unter Kontrolle und mäßigt die Tendenz, sie gleich zu Beginn auf 11 zu treiben, und baut sich stattdessen im Laufe von „Starcatcher“ immer mehr zu diesem Punkt vor. Wie sein Vorgänger ist „Starcatcher“ vage ein Konzeptalbum, da musikalische Themen und Sujets von Song zu Song wieder aufzutauchen scheinen. „Hail, the God song! / All trill to the tune devout reprise!“ singt Kiszka zu Beginn des Albums in „Fate of the Faithful“ und weiter: „Hail, the eon! / We knelt on this slab the blessed people!“ Was das alles zu bedeuten hat? Wer weiß das schon, aber Kiszka und seine Bandkollegen scheinen von der Idee überzeugt zu sein, wenn in „No Quarter“ Orgel und Schlagzeug in Bonham-Größe um sie herumdonnern. Genauso engagiert sind sie, wenn Kiszka in „Sacred the Thread“ über seine Garderobe singt: The sequins tripping on the light, whoa / I feel it hugging me so tight, whoa.“ Produzent Dave Cobb hat schon den Nashville-Acts Jason Isbell und Chris Stapleton geholfen, in ihrer Komfortzone zu gedeihen, und stößt diese inzwischen in Nashville ansässige Gruppe nur selten von ihren Musen und ihrem Sound ab. „The Falling Sky“ und „Sacred the Thread“ kanalisieren Zeppelins blauen Crunch, während „Meeting the Master“ ein Rush-Epos im Stil von ‚2112‘ anstrebt. (Ja, es gibt immer noch etwas Prog.) Es ist ein nostalgischer Trip, der seinen Teil dazu beiträgt, den Rock ’n‘ Roll im Jahr 2023 am Leben zu erhalten. Greta Van Fleet blickt in die Zukunft, indem sie einen Blick in die Vergangenheit wirft. Die Band aus Michigan überzeugt damit erneut durch zeitlosen Hardrock der vom Blues und Prog beeinflusst ist. Ihr Sound erinnert an große Namen des Genres – das Songwriting und die Spielfreude des Quartetts ist aber zu 100 % Greta Van Fleet. Und trotzdem wird die Pro & Contra-Diskussion über die Band weitergehen! (Republic)
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