Der Terrorabend im Bataclan hat sie berühmt gemacht und schockiert zugleich. Sie nennen sich zwar die Eagles of Death Metal, doch sie spielen straighten Stoner-Rock voller Lebensfreude und Power. Sänger und Gitarrist Jesse ‚The Devil’ Hughes – bekennender Falco- und Tom Waits Fan, aber auch Waffennarr – gründete die Band 1998 in seinem Heimatort Palm Desert in der kalifornischen Wüste, um mit seinem Freund Josh Homme (Queens of the Stone Age) einen eigenen Mix aus Boogie, Rock und Blues zu kreieren. Dramatisch endete eines ihrer umjubelten Rock-Happenings in Paris am 13. November 2015, wo sie in die Wirren des Dschihads gerieten. Im Pariser Bataclan mussten sie auf der Bühne miterleben, wie während ihres Auftritts islamistische Terroristen um sich schossen und 89 Menschen töteten. Über die Ereignisse in Paris erschien 2017 die Film-Doku „Nos Amis (Our Friends)“.
Nach nur vierwöchiger Pause wagten sie sich nach den dramatichen Ereignissen erneut auf Tour, begleitet von einem kämpferischen „Jetzt erst recht“-Gefühl. Dies begleitet seither ihre Konzerte, wie jetzt auch im Musikclub Hirsch in Nürnberg. Aus diesen Erfahrungen heraus wurden zunächst alle Besucher am Eingang gründlich gefilzt. Pünktlich kam Mastermind Jesse bereits zum Supportact Standstills als Sänger mit auf die Bühne, um die Fans aus dem Biergarten in den Club zu locken. Das Trio heizte drinnen zur Hitze draußen die Stimmung weiter an. Doch durch die anschließende längere Umbaupause wurde es spät und etwas Leerlauf machte sich breit, bis die etwas anderen Eagles die Bühne betraten. Neu formiert, u.a. mit der langbeinigen sexy Jennie Vee am Bass, stellten sie im Konzert neben Titeln aus ihrer Bandgeschichte insbesondere ihr viertes Album „Zipper Down“ mit aufgewühlter „Complexity“ vor und Songs aus dem Live-Mitschnitt ihres 2016 im Olympia aufgenommenen Konzerts für die Opfer im Bataclan „I Love You All The Time: Live At The Olympia In Paris“. Typisch ihr Statement „Anything Cept The Truth“, züngelnde „Flames Go Higher“ Rocksongs, die sich bis zur letzten fetzigen Zugabe „Speaking In Tongues“ steigerten. Die wilde Truppe von der US-Westküste zog im Hirsch von Beginn an das Publikum in ihren Bann und heizte den ohnehin heißen Rock-Sommer weiter an.
© Text + Fotos: Helmut Ölschlegel