Nach all den schlechten Kritiken, die man zum nunmehr 14. Studioalbum „The Passion of Dionysus“ der seit über 40 Jahren aktiven Power Metal Legende Virgin Steele so lesen konnte, hatte man ja fast Angst hier reinzuhören. Tatsächlich kann man einiges davon so unterschreiben und Klassikersongs wie „Noble Savage“ oder „The Burning of Rome“ sollte hier niemand mehr erwarten. Dafür ist das am Ende des Tages zu wenig Band, da David DeFeis hier außer den Gitarren alles eingespielt und wie immer auch produziert hat. Dies ist auch ein Hauptkritikpunkt, wobei ich sagen muss, dass sie gemessen an den Vorgängeralben für meine Ohren ziemlich gelungen ist. Natürlich sind die Vocals und Keyboards teilweise viel zu weit im Vordergrund und auch zu laut abgemischt im Vergleich zum Rest der Musik/Instrumente, was besonders bei der Singleauskopplung „Spiritual Warfare“ (einen der wenigen härteren Songs auf der Scheibe) bzw. beim Titelsong, der ansonsten eine wunderbar gefühlvolle aber nie schmalzige Ballade darstellt, übel aufstößt. Hier wären ein paar andere Ohren hilfreich gewesen. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Drums, die entweder auf eine eher mäßig programmierten Drum Computer oder, da Drums played by David DeFeis, erwähnt sind, nicht sein Metier sind. Bei den schnelleren Songs hört sich das dann gerne mal an wie Plastikgeschirr, das auf den Boden fällt und so gar keinen Druck in der Rhythmusfraktion erzeugt, da der Bass auch eher selten zu hören ist. Die beiden klasse Gitarristen haben, da es eher eine Art Rock Oper denn Metal Album geworden ist, wenig bis nichts im Solibereich zu melden, was bei einem absoluten Könner wie Ed Pursino, der von Anfang an dabei ist, sehr schade ist. So bleibt bei mir in der Richtung nur der dritte härtere Track „A Song of Possession“ hängen, wo man mal so richtig vom Leder ziehen darf. Dafür glänzt die „Band“ bei der zweiten Ballade „Unio Mysytica“, die auch wieder fast schon Musical mäßig daher kommt. Mir fiel „Jesus Christ Superstar“ zu diversen Songs ein („The Ritual of Descent“, Gitarrenparts bei „To bind & Kill a God” usw.) was ja dann irgendwie passend ist, handelt es sich doch auch um ein Konzeptalbum. Schlussendlich noch ein Wort zum Gesang: Auch hier eine klare Steigerung zu früher, wo teilweise nur noch gehaucht, geflüstert oder gefaucht wurde, herrscht heute wieder strammer Power Metal Gesang, Screams usw. also das volle Programm vor, interpretiert David ja alle vorkommenden Charaktere in Personalunion. Fazit: Weder ein (nach Metal Hammer) noch fünf Sterne (nach Amazon) sind hier gerechtfertigt, sondern einer Bewertung mit eher knappen vier Sternen, die mit echter Band (das Orchester kommt ja leider auch aus dem Rechner) und externem Produzenten, sicher höher ausgefallen wäre. Das Konzept ist interessant, die CD Aufmachung super. Wer sich selber eine Meinung bilden möchte hört bei YouTube dann mal in die drei bis dato veröffentlichten Songs rein. (Steamhammer/SPV) HJH
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